Zielsetzung:
Die Exenteration stellt als radikale und mutilierende Operation in seltenen Fällen
die ultima ratio bei fortgeschrittenen gynäkoonkologischen Erkrankungen bzw. Rezidiven
im kleinen Becken dar. Gleichzeitig gehen diese Operationen mit einer erhöhten Morbidität
und Mortalität einher. Um die Anzahl an Eingriffen abhängig von Tumorentität und Indikationsstellung
sowie die chirurgischen Ergebnisse mit postoperativem Verlauf und onkologischem Outcome
beurteilen zu können, erfolgte eine systematische Analyse aller Exenterationfälle
an einem universitären Genitalkrebszentrum.
Material und Methoden:
An der Universitätsfrauenklinik Ulm wurden zwischen 2003 und 2017 insgesamt 37 Exenterationen
durchgeführt. Daten zu Patienten- und Tumorcharakteristika, Morbidität und Mortalität
sowie operativem Management wurden retrospektiv ausgewertet. Dabei wurden Ovarialkarzinome
von der Auswertung ausgeschlossen.
Ergebnisse:
Insgesamt konnten zwischen 2005 und 2013 37 Patientinnen mit primärem oder rezidiviertem
Zervixkarzinom (59,5%), Vulvakarzinom (24,3%) oder Endometriumkarzinom (16,2%) ausgewertet
werden. Das mediane Alter lag bei 60 Jahren; 73% der Patientinnen hatten Plattenepithelkarzinome.
Im Median zeigte sich ein progressionsfreies Überleben (PFS) von 26,2 und ein Gesamtüberleben
(OS) von 49,9 Monaten (mon), entsprechend einer 5-Jahres Überlebensrate von 46,4%.
Patientinnen mit R1 Resektion hatten ein signifikant schlechteres Outcome als R0 resezierte
(medianes PFS: 7,3 vs. 28,5 mon, HR 2,59, 95%CI 0,98 – 6,88, p = 0,056; medianes OS:
10,9 mon vs. nicht erreicht, HR 4,04, 95%CI 1,40 -11,64, p = 0,010). Kein Unterschied
im PFS und OS konnte zwischen den einzelnen Entitäten gezeigt werden, allerdings hatten
Patientinnen ohne LVSI eine deutliche bessere Prognose als Patientinnen mit LVSI (PFS
p =0,017; OS p = 0,034). Insgesamt konnten in 14 Fällen (37,8%) höhergradige Komplikationen
beobachtet werden; 10 davon wurden als Clavien-Dindo 3 oder 4 eingestuft. Zudem zeigte
sich ein Trend zu schlechterem PFS wenn Komplikationen auftraten (p = 0,052). Im Median
wurden 4 Blutprodukte transfundiert (Bereich 0 – 20).
Diskussion:
Durch eine Exenteration kann in ansonsten klinisch fast alternativlosen Situationen
ein beträchtliches PFS und OS erzielt werden, möglicherweise bei selektierten Patientinnen
sogar eine Heilung. Eine sorgfältige Aufklärung ist vor einem solchen Eingriff unabdingbar,
besonders hinsichtlich der zu erwartenden Körperschemaveränderungen.