Einleitung:
Mammografie-Screening zur Früherkennung von Brustkrebs zielt darauf ab, die Brustkrebsmortalität
zu reduzieren. Unterschiede in der Teilnahme am Mammografie-Screening können gesundheitliche
Ungleichheiten in der Bevölkerung vergrößern. Untersucht wurde, ob und wenn ja welche
soziodemografischen und gesundheitlichen Unterschiede mit dem Teilnahmeverhalten am
deutschen Mammografie-Screening-Programm (MSP) assoziiert sind.
Methoden:
Basierend auf Routinedaten der BARMER von 96.273 in Niedersachsen wohnhaften Frauen
im zur MSP-Teilnahme berechtigenden Alter und Strukturdaten des BBSR wurde eine Mehrebenenanalyse
durchgeführt. Als abhängige Variable wurde die MSP-Teilnahme in 2011 bis 2014 definiert.
Als erklärende Variablen wurden auf individueller Ebene Alter und 31 Erkrankungen
sowie auf Kreisebene Arbeitslosenquote, mittleres Haushaltseinkommen, Anteile Beschäftigter
ohne Berufsabschluss bzw. mit akademischer Qualifikation, Ausländeranteil sowie siedlungsstruktureller
Kreistyp berücksichtigt.
Ergebnisse:
Insgesamt nahmen 65.633 Frauen (68,2%) mindestens einmal am MSP teil. Frauen mit Herzinsuffizienz,
Lähmungen, anderen neurologischen Erkrankungen, Diabetes, Nierenversagen, metastasierendem
Krebs, Mangelernährung, Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt Störungen, Drogenmissbrauch
und Psychosen nahmen seltener am MSP teil während Frauen mit Herzrhythmusstörungen,
Herzklappenerkrankungen, peripherer arterieller Verschlusskrankheit, Bluthochdruck,
chronischen Lungenerkrankungen, Schilddrüsenunterfunktion, Lebererkrankungen, Krebs
ohne Metastasen, rheumatoider Arthritis/kollagenen Gefäßerkrankungen, und Adipositas
häufiger teilnahmen. Auf Kreisebene waren eine höhere Arbeitslosigkeit negativ und
ein höherer Anteil akademisch qualifizierter Beschäftigter positiv mit der MSP-Teilnahme
assoziiert.
Diskussion:
Gesundheitliche Beeinträchtigungen können sowohl eine Barriere als auch eine Motivation
für eine MSP-Teilnahme darstellen. Barrieren deuten sich insbesondere bei schweren,
das tägliche Leben stark beeinträchtigenden Erkrankungen an. Weniger schwere Erkrankungen
könnten hingegen zu einer erhöhten Sorge um die eigene Gesundheit und einer erhöhten
Motivation für eine MSP-Teilnahme führen. Inwiefern Arbeitslosigkeit und Bildung mit
der MSP-Teilnahme assoziiert sind, sollte auf individueller Ebene weiter untersucht
werden.