Einleitung:
Innerhalb der Behandlung und Nachsorge einer Krebserkrankung benötigen Patient*innen
häufig Kompetenzen und Ressourcen, um schwierige Situationen zu bewältigen. Eine psychoonkologische
Versorgung unterstützt ressourcenorientiert die Krankheitsverarbeitung und psychische
Stabilisierung von Patient*innen (Weis et al., 2007). Weiterhin ermöglicht der Kohärenzsinn
die Mobilisierung und Bildung eigener Ressourcen. Die Zusammenhänge zwischen dem Kohärenzsinn,
bestehender Ressourcen, des Bedarfs als auch der Inanspruchnahme psychoonkologischer
Unterstützung sollen untersucht werden.
Methoden:
3584 Brustkrebspatient*innen wurden 2018, ein Jahr nach ihrer Brust-OP in einem der
56 zertifizierten NRW-Brustkrebszentren, zu ihrem Gesundheitszustand, ihrer Lebensqualität
sowie zu bestehenden Ressourcen (Soziale Unterstützung, Gesundheitsverhalten, Krankheitsverarbeitung,
Gesundheitskompetenz), ihrem Kohärenzsinn und ihrem Bedarf als auch der Inanspruchnahme
psychoonkologischer Unterstützung befragt. 2270 vollständige Datensätze konnten für
die Analysen genutzt werden.
Ergebnisse:
Erste Ergebnisse zeigen, dass 21,6% (n = 485; N = 2249) der Befragten aktuellen Bedarf
an psychologischer Unterstützung angeben. Hiervon nehmen 61,6% Unterstützung in Anspruch
(n = 299). 42,2% (n = 953; N = 2259) geben Bedarf zum Diagnosezeitpunkt oder innerhalb
der letzten 12 Monate an. Hiervon nahmen 58,4% (n = 553) psychologische Unterstützung
in Anspruch. 28,0% (n = 492; N = 1756) der Befragten, die aktuell keinen Bedarf besitzen,
geben einen vergangenen Bedarf an. Hiervon nahmen 43,7% (n = 215) psychologische Unterstützung
in Anspruch. Erste Zusammenhangsanalysen zeigen, dass die Subskalen des Kohärenzsinns
unterschiedlich mit verschiedenen Ressourcen und dem Gesundheitszustand korrelieren.
Diskussion:
Viele der Patient*innen, die Bedarf an psychoonkologischer Unterstützung angeben,
haben diese Unterstützung nicht in Anspruch genommen. Dies könnte auf ein mögliches
Versorgungsdefizit in der Psychoonkologie hinweisen. Auch könnten individuelle Krankheitsverarbeitungsstile
und Ressourcen eine Erklärung bieten. Weiterführende Pfadanalysen sollen zugrundeliegende
Zusammenhänge zwischen den Variablen aufzeigen.