Z Gastroenterol 2019; 57(09): e268
DOI: 10.1055/s-0039-1695322
Leber und Galle
Hepatitis B: Freitag, 04. Oktober 2019, 15:45 – 17:21 Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das mittlere Hepatitis B Virus (HBV) Oberflächenantigen (MHBs) als neuer Serummarker für das Ansprechen von Heptitis B/Hepatitis D Virus (HDV)-Koinfektionen auf eine Interferon (IFN)-basierte Behandlung

L Drechsel
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
M Pefferkorn
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
K Rother
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
D Glebe
2   Justus Liebig Universität Gießen, Institut für Medizinische Virologie, Gießen, Deutschland
,
M Buti
3   Universitätsklinikum Valld'Hebron, Barcelona, Spanien
,
P Lampertico
4   Fondazione IRCCS Cà Granda Maggiore Hospital, Mailiand, Italien
,
T Berg
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Hepatologie, Leipzig, Deutschland
,
F van Bömmel
1   Universität Leipzig, Medizinische Fakultät, Hepatologie, Leipzig, Deutschland
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Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Weltweit sind 15 – 20 Mio Menschen mit Hepatitis-Delta (HDV) und Hepatitis B (HBV) Viren koinfiziert. Auf eine Behandlung mit (pegyliertem) Interferon-alpha (IFN)sprechen ca. 25% der Patienten an, eine Vorhersage des Ansprechens ist jedoch nicht etabliert. Die Verteilung der Komponenten des Hepatitis B Oberflächenantigens (HBsAg) ist ein neuer Biomarker für den Verlauf von HBV-Infektionen, dasTherapieansprechen bei HBV/HDV-Koinfektionen wurde bisher nicht untersucht.

    Ziel:

    Untersuchung der Responseprädiktion bei HBV/HDV-Koinfektionen durch Quantifizierung der großen (L-), mittleren (M-) und kleinen (SHBs) HBsAg-Komponenten.

    Methodik:

    50 Patienten mit chronischer HBV/HDV-Infektion aus universitären Zentren in Deutschland, Spanien und Italien wurden retrospektiv analysiert. Eine IFN-basierte Behandlung wurde bei 26 Patienten durchgeführt, eine Langzeitbehandlung mit Tenofovir (TDF) bei 18 und keine Behandlung bei 6 Patienten. L, M- und SHBs wurden in Serumproben analysiert, die vor (BL) und während der Behandlung (Monat 6, 12, 24) gesammelt wurden. Response wurde anhand Suppression der HDV-RNA unter die Nachweisgrenze 6 Monate nach Therapieende definiert (Responder:HDV-RNA = 0, partielleResponder (PR):HDV-RNA> 1log gesunken, Non-Responder (NR): HDV-RNA< 1log gesunken).

    Ergebnis:

    In der IFN-Kohorte unterschieden sich Gesamt-HBsAg sowie die Anteile von L- und SHBs bei Respondern bzw. PR und NR nicht signifikant vor und während der Therapie. Im Gegensatz dazu sank MHBsin den Respondern (n = 11) von 3,2 ± 3,8 zu BL auf 3,0 ± 3,7 nach 6 Monaten, auf 2,6 ± 3,4 nach 12 Monatenund auf 1,4 ± 3,6 log10 ng/ml nach 24 Monaten. Bei PR (n = 6) sank MHBs von 3,7 ± 3,9 zu BLauf 3,6 ± 3,7 nach 6 Monaten, auf jeweils 3,2 ± 3,3log10 ng/ml nach 12 und 24 Monaten. Bei den NR (n = 9) zeigten sich keine signifikanten Änderungen des MHBs-Anteils vor (3,5 ± 3,6 log10ng/ml) bzw. während (Monat12: 2,9 ± 3,7 log10ng/ml) der Therapie. Patienten unter Dauerbehandlung mit TDF bzw. ohne Behandlung zeigten im Verlauf keine signifikanteÄnderung der MHBs-Anteile.

    Schlussfolgerung:

    Ein früher Verlust des MHBs kann bei HBV/HDV-Patienten evtl. ein Ansprechenauf eine IFN-basierte Therapie anzeigen, sollte jedoch in größeren Kohorten und für neue Behandlungsoptionen für HBV/HDV-Koinfektionen geprüft werden.