Z Gastroenterol 2019; 57(09): e270-e271
DOI: 10.1055/s-0039-1695328
Leber und Galle
Hepatitis B: Freitag, 04. Oktober 2019, 15:45 – 17:21 Studio Terrasse 2.1 A
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verläufe der HEV-Infektion bei Patienten mit medikamentöser Immunsuppression

Authors

  • S Guliyeva

    1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
  • PA Reuken

    1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
  • A Stallmach

    1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
  • T Bruns

    1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
Further Information

Publication History

Publication Date:
13 August 2019 (online)

 
 

Einleitung:

Die Hepatitis E ist die häufigste Ursache einer akuten Virushepatitis und wird zunehmend in Deutschland diagnostiziert. Eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus (HEV) ist in der Regel asymptomatisch und selbstlimitierend, kann jedoch unter medikamentöser Immunsuppression chronifizieren und mit komplizierten Verläufen einhergehen.

Ziele:

Beschreibung von Phänotyp, Verlauf, Komplikationen und Prognose der replizierenden HEV-Infektion bei Patienten unter medikamentöser Immunsuppression.

Methodik:

Retrospektive Analyse von 70 Patienten mit molekulargenetisch bestätigter HEV-Virämie am Universitätsklinikum Jena von 2014 bis 2018.

Ergebnis:

Die Patienten mit HEV-Virämie waren im Median 60 Jahre (30 – 88) alt und überwiegend männlich (74%). 14 (20%) der Patienten wurden wegen hepatischer Dekompensation vorgestellt und 3 (4%) wiesen neurologische Komplikationen auf. 20 (29%) Patienten erhielten zum Diagnosezeitpunkt eine medikamentöse Immunsuppression (IS), 14 davon nach solider Organtransplantation.

Patienten mit IS wiesen geringere Transaminasenerhöhungen bei Diagnosestellung (1,9 vs. 20,0 µmol/l/s; P< 0,001) und zum Maximum (2,4 vs. 28,5 µmol/l/s; P< 0,001) auf und hatten eine kürzere Dauer bis zur Normalisierung (24 vs. 41 Tage; P= 0,009). Das mediane Serumbilirubin war zur Diagnosestellung geringer als bei Patienten ohne IS (18 µmol/l vs. 44 µmol/l; P= 0,009).

14 (70%) der Patienten mit IS erhielten eine Therapie mit Ribavirin (Median 800 mg/Tag) im Vergleich zu 24 (48%) der Patienten ohne IS. Die mediane Therapiedauer bei Patienten mit IS betrug 12 (5 – 32) Wochen im Vergleich zu 6 (2 – 20) Wochen bei Patienten ohne IS (P= 0,007). 7 (35%) der Pat. mit IS erfüllten im Verlauf die Kriterien einer chronischen HEV-Infektion. Die Dauer von der Erstdiagnose bis zur dokumentierten HEV-RNA-Negativität im Serum betrug bei Pat. mit IS zwischen 25 und 342 (Med.: 95) Tagen. Die transplantationsfreie 90-Tagesmortalität bei Pat. mit IS betrug 95% im Vergleich zu 88% bei Patienten ohne IS (P= 0,30 log-rank).

Schlussfolgerung:

Im Vergleich zu symptomatischen HEV-Infektionen bei Patienten ohne IS, weisen Patienten mit IS im Rahmen der HEV-Virämie geringere Transaminasenerhöhungen und seltener ikterische Verläufe auf, entwickeln jedoch häufiger chronische Verläufe.