Suchttherapie 2019; 20(S 01)
DOI: 10.1055/s-0039-1696175
Symposien
S24 Risikofaktoren bei pathologischem Glücksspiel
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Generelle Risikobereitschaft und Impulsivität als Risikofaktoren für pathologisches Glücksspiel

A Bischof
1   Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
C Meyer
2   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention
,
G Bischof
1   Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
D Brandt
1   Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
,
U John
2   Universitätsmedizin Greifswald, Institut für Sozialmedizin und Prävention
,
HJ Rumpf
1   Universität Lübeck, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
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Publication History

Publication Date:
03 September 2019 (online)

 
 

    Einleitung Auf Basis internationaler Studien ist bekannt, dass es eine Vielzahl von Risikofaktoren für das Vorliegen von Glücksspielproblemen gibt. Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften und komorbide Erkrankungen können die Entwicklung einer Glücksspielproblematik begünstigen. Im Beitrag soll untersucht werden, inwiefern neben Impulsivität die generelle Risikobereitschaft einen eigenen Beitrag zum Ausmaß der Problematik beitragen kann.

    Methode Basis der Untersuchung sind Daten von 324 aktual spielenden Glücksspielern der Studie „Pathologisches Glücksspielen und Epidemiologie“ (PAGE). Die Studie verwendete vier verschiedene Zugangswege, um Studienteilnehmer zu rekrutieren: Allgemeinbevölkerung, Spielhallen, Medienrekrutierung und Kliniken mit stationärer Rehabilitation für Glücksspieler. Die generelle Risikobereitschaft wurde mit der Risk Propensity Scale, Impulsivität mit der Barratt Impulsiveness Scale-11 erfasst. Die Diagnose pathologischen Glücksspiels wurde mit dem CIDI-Gambling durchgeführt. Im Beitrag werden deskriptive Daten sowie Regressionsmodelle vorgestellt, die zeigen, welchen eigenständigen Beitrag zur Glücksspielproblematik die generelle Risikobereitschaft und Impulsivität unter Berücksichtigung von soziodemografischen Daten und komorbiden psychiatrischen Erkrankungen leisten.

    Ergebnisse Insgesamt erfüllten 275 der 324 aktual spielenden Teilnehmer die Kriterien für pathologisches Glücksspiel nach DSM-IV (84,9%). Es konnte kein linearer Zusammenhang zwischen der Anzahl der DSM-IV Kriterien für pathologisches Glücksspiel und genereller Risikobereitschaft gefunden werden, jedoch berichteten die pathologischen Glücksspieler eine signifikant erhöhte Risikobereitschaft im Vergleich zu nicht-pathologischen Spielern. In einer multivariaten logistischen Regression zeigte sich, dass unabhängig vom Vorliegen einer komorbiden affektiven Störung, einer Angststörung, einer Substanzstörung und von Persönlichkeitsstörungen die generelle Risikobereitschaft einen signifikanten Beitrag zum Vorliegen der Diagnose pathologisches Glücksspiel leistet (p = .010). Bei Berücksichtigung von Impulsivität zeigte Risikobereitschaft nur noch eine Tendenz (p = .053).

    Schlussfolgerung Unabhängig von komorbiden psychiatrischen Erkrankungen zeigt sich, dass Aspekte der Persönlichkeitsstruktur einen eigenen Beitrag zu Glücksspielproblemen leisten. Dies sollte einerseits Eingang in die Weiterentwicklung von Behandlungsmaßnahmen finden, andererseits in der Entwicklung präventiver Maßnahmen berücksichtigt werden.


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