Einleitung In Deutschland zeigen sich ein steigender Trend in dem Konsum von Amphetamin/Methamphetamin
in allen Altersgruppen sowie ein verbreiteter Konsum von MDMA unter Jugendlichen zwischen
12 und 17 Jahren. Zugleich gibt es bislang nur wenige Studien, die sich spezifisch
mit den individuellen, sozialen und umweltbezogenen Einflüssen auf die Entwicklung
unterschiedlicher Verläufe beim Konsum von amphetaminartigen Stimulanzien (ATS) beschäftigt
haben. Der Beitrag konzentriert sich auf die biografischen Hintergründe beim Einstieg
als einen Aspekt unterschiedlicher Konsumverläufe.
Methode Im Rahmen des europäischen ATTUNE Projektes wurden fünf verschiedene Gruppen mit
ATS Konsum sowie eine Gruppe ohne ATS-Konsum interviewt, die aber die Gelegenheit
zum Konsum hatten. In dem Projekt sind insgesamt 279 qualitative Interviews in den
beteiligten fünf europäischen Ländern durchgeführt worden. In dem Beitrag werden ausgewählte
Ergebnisse der qualitativen Analyse von 60 Personen dargestellt, die in Deutschland
an einem Interview teilgenommen haben.
Ergebnis Es konnten 3 verschiedene biografische Hintergründe für die Kindheit und Jugend identifiziert
werden: a) stabile Verhältnisse (n = 24), b) Belastungen ohne negative Konsequenzen
(n = 8) und c) hohe Belastungen und schlechte Bedingungen (n = 28). Zu hohen Belastungen
gehören Gewalterfahrungen, die Alkoholabhängigkeit eines Elternteils sowie eigene
psychische Erkrankungen. Stabile Umfeldbedingungen lagen bei Konsumierenden mit einem
gelegentlichen bis häufigen ATS-Konsum, hohe Belastungen dagegen bei denjenigen mit
einer ATS-Abhängigkeit vor.
Diskussion Biografische Entwicklungsbedingungen können protektiv oder risikofördernd auf die
Einstiegsmotivation und den weiteren Konsumverlauf wirken. Für Menschen mit einem
unproblematischen ATS-Konsum stellen sich andere Konsequenzen für Aufklärung und Intervention
als für ATS-Abhängige. Mögliche Präventions- und Interventionsmaßnahmen werden zur
Diskussion gestellt.