Einleitung Die Verfügbarkeit des Stimulanz Methamphetamin nimmt weltweit zu und auch in Teilen
Deutschlands ist in den letzten Jahren ein zunehmender Anstieg des Konsums zu sehen.
Damit einhergehend wächst der Therapiebedarf dieser Patientengruppe, allerdings gibt
es kaum deutsche Studien, die das vorhandene Behandlungsangebot untersuchen. Die vorliegende
Studie evaluiert daher zwei stationäre Therapiekonzepte für Methamphetamin Konsumenten
und analysiert mögliche Prädiktoren des Therapieerfolgs.
Methode In zwei deutschen Suchtfachkliniken (Bezirksklinik Hochstadt und MEDIAN Klinik Mecklenburg)
mit unterschiedlichen Therapiekonzepten wurden insgesamt 108 Patienten rekrutiert.
Die Bezirksklinik Hochstadt verfügt über eine spezifische Therapiegruppe für Amphetamintypische
Substanzen (ATS), die sich an dem bewährten „MATRIX Modell“ orientiert. Probanden
nahmen neben der üblichen Gruppentherapie zusätzlich bis zu 10-mal an der ATS Gruppe
teil. Die MEDIAN Klinik Mecklenburg bietet eine selbst entwickelte, an der Behandlung
anderer Substanzstörungen orientierte Therapiegruppe für Methamphetamin Konsumenten
an. Zu vier Erhebungszeitpunkten werden die Suchtanamnese, das Ausmaß an Craving und
psychiatrische Beschwerden erfasst (Aufnahme der Therapie, Abschluss der Therapie
nach 6 Monaten, Katamnese von einem Jahr, Katamnese von 1,5 Jahren).
Ergebnisse Von insgesamt 108 PatientInnen beendeten 40.7% die Behandlung vorzeitig, hierbei
zeigte sich kein signifikanter Unterschied zwischen Hochstadt (45.3%) und Mecklenburg
(36.4%). Injizierender Gebrauch von Methamphetamin war ein signifikanter Prädiktor
für einen Drop-Out während der Therapie. Unabhängig von der Klinik zeigte sich über
alle Teilnehmer bei Ende der Therapie eine signifikante Reduktion in Depressionswerten
(BDI &HAMD), psychiatrischen Beschwerden (SCL 90-R) und im Craving (Mannheimer Craving
Scale). Zudem zeigte sich eine klinikübergreifende signifikante Verbesserung in den
kognitiven Funktionen Verarbeitungsgeschwindigkeit und kognitive Flexibilität. Ergebnisse
zu den Katamnese Erhebungen liegen ab Sommer 2019 vor.
Diskussion Die bisherigen Therapieansätze zeigen eine mittelfristige Reduktion des Cravings
und psychiatrischer Beschwerden bei Methamphetamin Usern nach sechsmonatiger Entwöhnungsbehandlung.
Da die ATS Gruppe in Hochstadt nicht der Standardtherapie in Mecklenburg überlegen
ist, zeigt sich, dass auch eine weniger spezialisierte Therapie mittelfristig wirksam
ist.