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DOI: 10.1055/s-0039-3401200
Timing der RDS-Prophylaxe bei drohender Frühgeburt
Authors
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
27. November 2019 (online)
Einleitung:
Bei Frühgeburten vor 34+0 SSW wird das neonatale Outcome durch eine RDS-Prophylaxe mit plazentagängigen Glukokortikoiden signifikant verbessert. Das optimale Intervall zwischen RDS-Prophylaxe und Frühgeburt beträgt mindestens 24 Stunden und maximal 7 Tage nach der zweiten Dosis. In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurde die Effektivität des Timings der RDS-Prophylaxe bei Frühgeburten betrachtet.
Materialien und Methoden:
Wir führten für einen Zeitraum von einem Jahr eine prospektive Beobachtung aller Schwangeren durch, welche an einem universitären Perinatalzentrum Level I bei drohender Frühgeburt eine RDS-Prophylaxe erhielten und in die Studienteilnahme einwilligten. Betrachtet wurde der Abstand zwischen letzter Lungenreifebehandlung und Geburt, bzw. die Tatsache, ob überhaupt eine Frühgeburt stattfand. Dieses Intervall wurde in vier Gruppen unterteilt: inkomplette RDS (nur 1 Dosis), optimal: 0 – 7 Tage, suboptimal: 8 – 14 Tage, ineffektiv: > 14 Tage. Ferner wurde die Indikation zur RDS-Prophylaxe erhoben.
Ergebnisse:
Im Beobachtungszeitraum konnten 120 Schwangere in die Studie eingeschlossen werden, die alle eine RDS-Prophylaxe bei drohender Frühgeburt erhielten. Bei 66% der Schwangeren erfolgte eine RDS-Prophylaxe bei spontanen Frühgeburtsbestrebungen (Wehen, PPROM, Cervixverkürzung), bei 34% aufgrund einer drohenden ärztlich indizierten Frühgeburt (Präeklampsie, IUGR usw). Im optimalen Zeitfenster nach einer RDS-Prophylaxe fanden 23,1% der Frühgeburten statt. 72,5% der Schwangeren entbanden mehr als 14 Tage nach Applikation. 61% der Studienteilnehmerinnen entbanden nach 34+0 SSW und hätten dementsprechend keine RDS-Prophylaxe benötigt.
Diskussion:
Die Einschätzung des Frühgeburtsrisikos stellt in der klinischen Routine eine Herausforderung dar. In unserer Studie erfolgte die Geburt nur bei 23,1% aller Schwangeren, die eine RDS-Prophylaxe erhalten hatten, im optimalen Zeitfenster. Die Mehrzahl der Schwangeren erhielt die Glukokortikoide ohne dass das Kind hiervon profitierte. Hiermit einher ging in der Regel eine Hospitalisation der Schwangeren über mindestens 3 Tage und die Applikation weitere Medikamente, z.B. Tokolytika. Weitere Studien sowie qualitätsfördernde Maßnahmen zur Verbesserung des Timings der Lungenreifebehandlung bei drohender Frühgeburt sind dringend notwendig, um das neonatale Outcome zu verbessern und unnötige Interventionen sowie Medikamentengaben an die Schwangeren zu vermeiden.