Einleitung:
Siamesische Zwillinge stellen mit einem Auftreten in 1 von 100 monozygoten Zwillingsschwangerschaften,
1 von 50000 Schwangerschaften bzw. 1 von 250000 Lebendgeburten eine Seltenheit dar.1 Noch wesentlich seltener kommen Drillingsschwangerschaften mit einem siamesischen
Zwillingspärchen vor.2,3
Fallbericht Eine 30-jährige GIV/PI (Z.n. 2x Abort) wurde in der 9+3 SSW mit der Zuweisungsdiagnose
einer Drillingsschwangerschaft nach IVF mit double embryo transfer und siamesischem
Zwillingspaar vorstellig. Sonographisch zeigte sich eine dichorial-diamniote Drillingsschwangerschaft
mit einem monochorial-monoamnioten siamesischen Zwillingspaar, welches als Cephalopagus
vorlag. Auf dringenden Patientenwunsch wurde eine selektive Reduktion geplant, welche
in der 10+3 SSW mittels transvaginaler intrathorakaler KCl-Injektion in beide siamesischen
Zwillinge durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 4 ml KCl verabreicht.
Am Folgetag konnte die Patientin beschwerdefrei, bei positiver Herzaktion des verbliebenen
Einlings, entlassen werden. In den folgenden 4 Wochen traten weder Blasensprung noch
anderweitige Komplikationen auf.
Diskussion:
Siamesische Zwillingsbildung kommt im Rahmen einer künstlichen Befruchtung signifikant
häufiger vor als bei einer natürlichen Empfängnis. Eine ICSI oder ein Blastozystentransfer
trägt ein höheres Risiko für eine siamesische Zwillingsbildung, als eine konventionelle
IVF bzw. assisted hatching.1 Im Fall einer Drillingsschwangerschaft mit siamesischen Zwillingspärchen stehen die
Option der Schwangerschaftsfortführung, die Beendigung der gesamten Schwangerschaft,
sowie der selektive Fetozid des Zwillingspärchens zur Verfügung. Die selektive Reduktion
des Zwillingspärchens verringert die Mortalität und Morbidität des Einlings, birgt
jedoch eine Abortrate zwischen 5 – 10% je nach Gestationsalter.4 Bei fehlender transabdominaler Zugangsmöglichkeit kann eine solche Reduktion in frühen
Wochen auch risikoarm transvaginal durchgeführt werden.
Literatur:
[1] Chen CP, Hsu CY, Su JW, et al. Conjoined twins detected in the first trimester:
A review. Taiwan J Obstet Gynecol. 2011;50(4):424 – 431.
[2] Goldberg Y, Ben-Shlomo I, Weiner E, Shalev E. First trimester diagnosis of conjoined
twins in a triplet pregnancy after IVF and ICSI: Case report. Hum Reprod. 2000;15(6):1413 – 1415.
[3] Shepherd LJ, Smith GN. Conjoined twins in a triplet pregnancy: A case report.
Case Rep Obstet Gynecol. 2011;2011:235873.
[4] Sepulveda W, Munoz H, Alcalde JL. Conjoined twins in a triplet pregnancy: Early
prenatal diagnosis with three-dimensional ultrasound and review of the literature.
Ultrasound Obstet Gynecol. 2003;22(2):199 – 204.