Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S29-S30
DOI: 10.1055/s-0040-1717260
Vortrag
DKOU20-144 Allgemeine Themen>14. Endoprothetik

Radiologische sichtbare Knochenumbauprozesse (Stress-shielding) bei schaftfreier anatomischer press-fit Schultertotalendoprothese

S Beck
*   präsentierender Autor
1   Sportklinik Hellersen, Lüdenscheid
,
T Patsalis
2   St.Josef Hospital, Wuppertal
,
A Wegner
3   Universitätsklinikum Essen, Essen
,
F Dittrich
4   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
,
A Busch
5   St. Marien Hospital, CONTILIA-Gruppe, Mülheim an der Ruhr
,
S Landgraeber
4   Universitätsklinikum des Saarlandes, Homburg
,
M Jäger
6   St. Marien Hospital, CONTILIA-Gruppe, Lehrstuhl für Orthopädie und Unfallchirurgie, Essen, Mülheim an der Ruhr
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Über Jahrzehnte stellte die Schaft-Verankerung des humeralen Implantates in der Endoprothetik des Schultergelenkes den Goldstandard dar. Seit ca. 15 Jahren ist ein Trend zu kleineren, schaftfreien Implantaten festzustellen. Aktuelle Studien konnten zeigen, dass schaftfreie Implantate die native Krafteinleitung auf den proximalen Humerus am besten imitieren können. Diesem Vorteil stehen Bedenken bezüglich der Stabilität der metaphysären Verankerung der humeralen Implantate gegenüber.

    Diese Studie untersuchte die im Verlauf entstehenden periimplantären Knochenumbauprozesse (Stress-shielding) des proximalen Humerus nach schaftfreier anatomischer press-fit Schultertotalendoprothese (Schulter-TEP).

    Methodik Zwischen 2008 und 2010 wurden 48 Schultern bei 43 Patienten mit einer schaftfreien, anatomischen press-fit Schulter-TEP (T.E.S.S., Biomet) versorgt. 30 Schultern bei 25 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65,7 ± 9,9 (34 bis 82) Jahren standen für eine klinische und radiologische Auswertung nach 94,0 ± 8,9 (78 bis 110) Monaten zur Verfügung.

    Die radiologischen Veränderungen um das humerale Implantat infolge Stress-shielding wurden anhand eines modifizierten Schemas nach Habermeyer und Denard analysiert.

    Die periimplantäre Region des proximalen Humerus wurde im anteroposterioren und axialen Röntgenbild in insgesamt 6 Zonen unterteilt und diese jeweils auf Kondensationslinien, Aufhellungsareale, Osteolysen, Kortikalisausdünnung, Kortikalisdefekte und Radiolucent lines untersucht.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Die klinischen Ergebnisse VAS, Quick-DASH und Constant Score konnten durch die schaftfreie Schulter-TEP signifikant verbessert werden. Bei 38,4% der schaftfreien Endoprothesen waren radiologisch sichtbare periimplantäre knöcherne Veränderungen des proximalen Humerus zu beobachten. 80% dieser Veränderungen waren auf mildes Stress-shielding (radiologische Veränderungen in 1 oder 2 Zonen) zurückzuführen. Lediglich bei 2 Schultern (7,7%) lagen radiologische Umbauprozesse in 3 Zonen vor. Trotz radiologisch sichtbarer Knochenveränderungen zeigten alle humeralen Press-fit-Implantate im Verlauf eine stabile Verankerung und wiesen keine Lockerungszeichen auf. Im Gegensatz dazu konnten bei 96,1% der zementierten PE-Glenoide Radiolucent lines festgestellt werden. Ein Zusammenhang zwischen den radiologischen Veränderungen und den klinischen Ergebnissen konnte nicht hergestellt werden.

    Schlussfolgerung Die press-fit verankerte schaftfreie Schulter-TEP wies im 8-Jahres-Untersuchungszeitraum keine Stabilitätsprobleme auf und zeigte keine oder hauptsächlich nur milde Anzeichen für Stress-shielding. Bezüglich klinischem Ergebnis wies das schaftfreie Press-fit-Prothesendesign eine 8-Jahres-Performance auf, die mit jener konventioneller Schaftprothesen vergleichbar ist.

    Stichwörter aftfrei; Schulterprothese; Knochenumbau; stress-shielding


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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