Fragestellung Der Beckenring ist ein komplexes knöchernes Konstrukt. Er bildet das Bindeglied zwischen
Rumpf und den unteren Extremitäten und ist somit von zentraler Bedeutung für die Mobilität
des Menschen. Pelvic Incidence und acetabuläre Orientierung sind entscheidende Parameter
in der Beschreibung der Anatomie des Beckens und wichtig für das Verständnis der biomechanischen
Interaktion von Wirbelsäule, Becken und Hüftgelenken. Diese Parameter rücken zunehmend
in den Fokus der wissenschaftlichen Diskussion, insbesondere in Hinblick auf ihre
Interaktion bei zunehmender Degeneration beim älteren Patienten.
Das Ziel der vorliegenden Studie war die Analyse einer möglichen Korrelation zwischen
Pelvic Incidence und der acetabulären Orientierung in Anteversion und Inklination.
Methodik Es wurde ein 3D statistisches Modell des Beckenrings, bestehend aus 100 CT individuellen
Datensätzen europäischer Erwachsener, zur Analyse von Pelvic Incidence sowie acetabulärer
Anteversion und Inklination verwendet. Im Anschluss wurde eine Korrelationsanalyse
zwischen diesen individuell erhobenen Parametern durchgeführt.
Ergebnisse und Schlussfolgerung Es konnte eine Korrelation zwischen Pelvic Incidence und acetabulärer Anteversion
gezeigt werden (r=0,223; p =0,019). Acetabuläre Anteversion und Inklination zeigen
eine starke positive Korrelation (r=0,570; p < 0,001). Zwischen Pelvic Incidence und
Inklination konnte hingegen keine statistisch signifikante Korrelation nachgewiesen
werden (r=0,102; p =0,311).
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie sollen zu einem besseren Verständnis der komplexen
biomechanischen Interaktion zwischen Achsskelett und der unteren Extremität beitragen.
Zur präoperativen Planung in Orthopädie und Unfallchirurgie, insbesondere im Hinblick
auf kombinierte Pathologien von lumbaler Wirbelsäule, dem lumbopelvinen Übergang und
dem Hüftgelenk ist dieses Verständnis essentiell.
Stichwörter Pelvic Incidence, acetabuläre Orientierung, Anteversion, Inklination, 3D statistisches
Modell