Dialyse aktuell 2015; 19(08): 446
DOI: 10.1055/s-0041-102392
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Autosomal-dominante polyzystische Nierenerkrankung – Erste krankheitsmodifizierende Therapie zugelassen

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Publication Date:
10 November 2015 (online)

 
 

Als erstes Medikament zur Therapie der autosomal-dominanten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD) wurde kürzlich Tolvaptan zugelassen. In einer Phase-III-Studie nahm unter der Therapie mit dem selektiven Vasopressin-2-Rezeptor-Antagonisten über einen Zeitraum von 3 Jahren gegenüber Placebo das Nierenvolumen weniger stark zu und die Nierenfunktion weniger stark ab.

Tolvaptan (Jinarc®) blockiert als krankheitsmodifizierendes Medikament die Bindung von Vasopressin an den V2-Rezeptor, wodurch die erhöhte Produktion von cAMP (zyklisches Adenosinmonophosphat) in der Zelle gehemmt wird. Denn bei der ADPKD kommt es zu einer durch Vasopressin verstärkten Hochregulation von cAMP, das die Bildung und Vergrößerung von Nierenzysten fördert.

Wirksamkeitsnachweis in TEMPO-Studie

Die Wirksamkeit von Tolvaptan konnte in der randomisierten, doppelblinden und placebokontrollierten Studie TEMPO 3/4 [ 1 ] nachgewiesen werden, erklärte Prof. Peter Gross, Dresden. Darin erhielten 1445 Patienten im Alter zwischen 18 und 50 Jahren im Verhältnis 2:1 entweder Tolvaptan oder Placebo über 3 Jahre. Im Tolvaptan-Arm zeigte sich beim primären Studienendpunkt „Veränderung im Nierenvolumen pro Jahr“ eine relative Reduktion des Nierenvolumenwachstums um 49,2 % (5,5 % pro Jahr unter Placebo, 2,8 % jährlich unter Tolvaptan).

Beim kombinierten sekundären Endpunkt aus der Zeit bis zur klinischen Progression (sich verschlechternde Nierenfunktion, Nierenschmerzen, Hypertonie und Albuminurie) plus der Rate der Abnahme der Nierenfunktion traten 44 Ereignisse unter Tolvaptan und 50 unter Placebo pro 100 Personenjahre auf. Demnach konnten die Ereignisse des kombinierten Endpunkts mit Tolvaptan um 13,5 % reduziert werden. In der Gruppe mit der Verumtherapie bestanden die häufigsten Nebenwirkungen in Durst, Polyurie und Nykturie, die jedoch laut Gross beherrschbar sind.


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ADPKD ist vierthäufigste Ursache für terminale Niereninsuffizienz

In Deutschland wird von circa 45 000 ADPKD-Patienten ausgegangen. Die Erkrankung ist die vierthäufigste Ursache für eine terminale Niereninsuffizienz [ 2 ]. ADPKD wird durch eine Genmutation verursacht, wobei die Mutation von PKD1 häufiger ist und einen schwereren Verlauf zeigt als die des Gens PKD2 [ 3 ]. Das mediane Alter von PKD1-Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz beträgt 53 Jahre, von PKD2-Patienten 69 Jahre.

Als Bedingung für die Zulassung wurden Schulungsunterlagen für Ärzte und Informationsmaterialien für Patienten beauflagt, die sich derzeit im Genehmigungsprozess beim BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) befinden. Deshalb kann eine Einführung von Jinarc® in Deutschland erst nach der Genehmigung dieser Unterlagen erfolgen.

Dr. Ralph Hausmann, Frankfurt am Main

Quelle: Launch-Pressekonferenz „Jinarc® (Tolvaptan) – erste zielgerichtete Therapie der ADPKD“, Frankfurt am Main, 16.06.2015, veranstaltet von der Otsuka Pharma GmbH, Frankfurt am Main


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  • Literatur

  • 1 Torres VE, Chapman AB, Devuyst O et al.; TEMPO 3:4 Trial Investigators. Tolvaptan in patients with autosomal dominant polycystic kidney disease. N Engl J Med 2012; 367: 2407-2418
  • 2 Grantham JJ, Torres VE, Chapman AB et al.; CRISP Investigators. Volume progression in polycystic kidney disease. N Engl J Med 2006; 354: 2122-2130
  • 3 Torres VE, Harris PC, Pirson Y. Autosomal dominant polycystic kidney disease. Lancet 2007; 369: 1287-1301

  • Literatur

  • 1 Torres VE, Chapman AB, Devuyst O et al.; TEMPO 3:4 Trial Investigators. Tolvaptan in patients with autosomal dominant polycystic kidney disease. N Engl J Med 2012; 367: 2407-2418
  • 2 Grantham JJ, Torres VE, Chapman AB et al.; CRISP Investigators. Volume progression in polycystic kidney disease. N Engl J Med 2006; 354: 2122-2130
  • 3 Torres VE, Harris PC, Pirson Y. Autosomal dominant polycystic kidney disease. Lancet 2007; 369: 1287-1301