Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(14): 1050
DOI: 10.1055/s-0041-102910
Dossier
Chronische Lebererkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ein weltweites Problem: Chronische Lebererkrankungen

Hubert Blum
1   Innere Medizin II, Universitätsklinikum Freiburg
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Publication Date:
16 July 2015 (online)

Chronische Lebererkrankungen sind weltweit ein großes klinisches und gesundheitspolitisches Problem. Es ist deshalb ein vorrangiges Anliegen, diese Erkrankungen zu verhindern oder frühzeitig zu behandeln. Für das Ihnen vorliegende Dossier zu Lebererkrankungen haben wir drei aktuelle Themen ausgewählt: die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD), die Virushepatitis B und C sowie das hepatozelluläre Karzinom (HCC).

In ihrem Beitrag zur NAFLD stellen die Autoren Rau et al. die Epidemiologie der Erkrankung und die besondere Bedeutung des metabolischen Syndroms und der Adipositas als Risikofaktoren dar. Während die Leberbiopsie weiterhin diagnostischer Goldstandard ist, erlaubt der NAS- bzw. SAF-Score die nicht-invasive klinische Beurteilung der Krankheitsaktivität. Ein besonderes Problem ist die zunehmende Häufigkeit der NAFLD – spezifische Therapieoptionen fehlen. Die Behandlung hat deshalb aktuell zum Ziel, das Übergewicht wirksam zu reduzieren und das metabolische Syndrom zu therapieren.

Weltweit das häufigste hepatologische Problem ist die chronische Hepatitis-B-Virus (HBV)- bzw. die Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion. Wie in dem Beitrag der Autoren Böttler et al. dargestellt, war die Therapie dieser Virusinfektionen bislang eine besondere Herausforderung. Die bisher verfügbare antivirale Kombinationsbehandlung der chronischen Hepatitis C mit einem pegylierten Interferon-Alpha und Ribavirin zeigte eine dauerhafte Ansprechrate von ca. 50 % beim häufigsten Genotyp 1. Diese Therapie wurde jedoch revolutioniert: durch direkt antivirale Agenzien (DAA) mit einem Genotyp-unabhängigen Ansprechen von 90–100 %. Ein bisher nicht gelöstes klinisches Problem ist jedoch die Therapie der chronischen Hepatitis B sowie die Koinfektion mit dem Hepatitis-Delta-Virus (HDV). Interferon-Alpha bzw. die alternative Langzeit-Behandlung mit Hemmung der HBV-DNA-Replikation mit einem Nukleosid- oder Nukleotidanalogon führt nur selten zu einer Viruselimination.

Ein weiteres hepatologisches Problemfeld ist das HCC. Schultheiss et al. stellen die aktuellen interdisziplinären Therapieoptionen in Abhängigkeit vom Tumorstadium dar. Aufgrund der oft späten Diagnosestellung sowie dem Alter der Patienten und klinisch einhergehend relevanten Komorbiditäten ist eine Heilung eher selten. Zudem wurden in den letzten Jahren keine nennenswerten Fortschritte in der Therapie des fortgeschrittenen HCC erzielt. So ist zu hoffen, dass aktuelle klinische Studien – u. a. zur Wirksamkeit von Tivantinib bzw. von immuntherapeutischen Strategien – neue Behandlungsoptionen für diese große Patientengruppe aufzeigen. Gleichzeitig kommt der HCC-Prävention zentrale klinische Bedeutung zu, indem die zugrundeliegenden Lebererkrankungen verhindert oder wirksam behandelt werden.

Ich hoffe, dass die Themenauswahl und die aktuellen Beiträge Ihr Interesse finden und für Ihre ärztliche Tätigkeit in Klinik und Praxis nützlich sind!