Einleitung
Abraham Buschke ([Abb. 1])ist einer der Dermatologen, der die höchste Zahl an Eponymen für sich vereinnahmen
kann. Er absolvierte eine beispiellose Karriere, vom mittellosen Jungen bis hin zu
einem berühmten Berliner Klinikchef. Fast alle Informationen, die wir über Buschke
erhalten haben, sind aus einem Lebenslauf entnommen, den Buschkes Frau Erna nach dessen
Tod verfasste [1]
[2].
Abb. 1 Abraham Buschke (1868 – 1943). Darstellung unter www.wikipedia.de, unbekannte Herkunft.
Kindheit und Jugend
Abraham Buschke wurde am 27. 9. 1868 in Nakel an der Netze in der preußischen Provinz
Posen geboren. Buschke stammte aus dem sogenannten Ostjudentum mit einer bekannten
tief religiösen Tradition. Beide Eltern verstarben früh, er wuchs bei seiner Stiefmutter
auf, die ein Kurzwarengeschäft besaß. In Nakel besuchte er das humanistische Gymnasium.
Ausbildung
Buschke studierte Humanmedizin in Greifswald, Breslau und Berlin und approbierte 1891.
Er genoss eine Ausbildung unter hochkarätigen Lehrern. In Berlin arbeitete Buschke
1891 kurzzeitig unter Rudolf Virchow und Robert Koch. Von 1891 bis 1894 war er Assistent
an der Chirurgischen Universitätsklinik Greifswald. Nach der Tätigkeit als Assistent
an der Charlotte-Heilanstalt in Stuttgart wurde er Schüler von Albert Neisser an der
Universitätshautklinik in Breslau (1895 – 1897). Abraham Buschke beendete schließlich
seine Fachausbildung an der Dermatologischen Universitätspoliklinik in Berlin unter
Edmund Lesser (1897 – 1904). Bei Lesser habilitierte er auch zum Thema Blastomykose.
Klinische Karriere
Abraham Buschke zeigte eine außergewöhnliche Karriere bereits in jungen Jahren. Zunächst
wirkte er als leitender Arzt der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses am Urban
in Berlin („Geschlechtskrankenabteilung“, 1904 bis 1906). 1906 wurde er zum Leiter
der Hautabteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin berufen, es erfolgte
im Jahre 1906 auch die Ernennung zum Professor [3]. Das Virchow-Krankenhaus hatte zwei dermatologische Abteilungen. Bis 1934 leitete
Buschke die sog. 2. Hautklinik, ab 1934 wurde er von Heinrich Löhe abgelöst. Buschkes
Tätigkeit war durch übergroße Patientenzahlen geprägt, insbesondere lag der Schwerpunkt
auf der Betreuung von Geschlechtskrankheiten.
Ab 1906 erfolgte zudem die Lehrverpflichtung als Professor. Im 1. Weltkrieg übernahm
Abraham Buschke zusätzlich die Leitung eines dermatologischen Lazaretts in Berlin-Plötzensee
(1914 – 1918). Zudem betrieb er eine Privatpraxis in der Berliner Lützowstraße 60a.
Neben der Universitätslehrtätigkeit war Buschke zudem Dozent an der Handelsschule,
wo er insbesondere Vorträge vor Friseuren hielt. Außerdem war er ein bekannter Sprecher
bei der Berliner Dermatologischen Gesellschaft.
Wissenschaftliche Arbeiten
Wissenschaftliche Arbeiten
Buschke arbeitete zeitlebens unermüdlich mit seinen Mitarbeitern an Veröffentlichungen.
Bereits 1928 wurden fast 300 Arbeiten gezählt. Zudem verfasste er diverse Buchbeiträge
in dermatologischen und venerologischen Lehrbüchern. Sein bekanntester Schüler wurde
Erich Langer, der selbst ab 1945 Chefarzt am Rudolf-Virchow-Krankenhaus wurde.
Buschke war ein Dermatologe, auf den sich eine hohe Anzahl an Eponymen bezieht. Sechs
Dermatosen sind mit seinem Namen untrennbar verbunden. In der zeitlichen Abfolge sind
dies:
-
Morbus Busse-Buschke (1894): Untersuchungen zur europäischen Blastomykose (Cryptococcus
neoformans),
-
Scleroedema adultorum Buschke (1902),
-
Keratosis palmoplantaris papulosa Buschke-Fischer-Brauer (1910),
-
Buschke-Hitzemelanose (1911),
-
Condylomata gigantea Buschke-Loewenstein (1925),
-
Buschke-Ollendorf-Syndrom/Dermatofibrosis lenticularis disseminata mit Osteopoikilosis
(1928).
Privatleben
Abraham Buschke zeigte zeitlebens eine pessimistische Grundhaltung, die sich vermutlich
aus der frühen Verwaisung erklären lässt. Buschke war ständiges Mitglied der jüdischen
Gemeinde. In seiner knapp bemessenen Freizeit mochte er insbesondere Hausmusikabende
mit seinen Söhnen (Violine). Er besaß zudem eine große Bibliothek und widmete sich
dort dem Studium der Botanik, der Philosophie und der Anthropologie. Alle Informationen
hierüber entstammen dem Lebenslauf, den seine Frau Erna nach seinem Tod verfasste.
Letzte Jahre
1929 war Abraham Buschke einer der Kandidaten zur Nachbesetzung des Postens des Ordinarius
der Charité in der Nachfolge des verstorbenen Georg Arndt. Allerdings wurde Buschke
nicht berufen. Es wurde vermutet, dass es daran lag, dass er die Salvarsantherapie
nach Ehrlich nie voll anerkannte (zunächst lehnte er sie vollständig ab, später setzte
er sie selbst ein, allerdings stets unter Warnungen vor den Nebenwirkungen). Im Jahre
1933 begannen die Judenverfolgungen im nationalsozialistischen Regime Adolf Hitlers.
Abraham Buschke wurde 1934 die Lehrbefugnis entzogen und er demissionierte am Rudolf-Virchow-Krankenhaus.
Von 1934 bis 1942 arbeitete er dann am Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
1937 besuchte Buschke seine bereits emigrierten Kinder in Chicago. Trotz vielfältiger
Warnungen kehrte er mit seiner Frau nach Deutschland zurück. Am 4. 11. 1942 wurde
Buschke mit seiner Frau in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort
starb er am 24. oder 25. 2. 1943 aufgrund einer schweren Enteritis im Zustand völliger
Entkräftung [4].
Buschkes Ehefrau Erna überlebte das KZ. Den bereits mehrfach angesprochenen Lebenslauf
über ihren Mann verfasste sie noch im Konzentrationslager. Erna Buschke lebte nach
dem Krieg in den USA.