Der Klinikarzt 2015; 44(12): 652
DOI: 10.1055/s-0041-107661
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronische Herzinsuffizienz – Neue Strategie mit neuen Implikationen

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Januar 2016 (online)

 
 

    Die Mortalität von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz ist trotz der heute verfügbaren optimalen Standardtherapie immer noch hoch. Mit dem Angioten-sin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) LCZ696 (Sacubitril/Valsartan) steht eine Innovation an der Schwelle der Praxis, die einen großen Schritt nach vorne bedeutet.

    Die Hälfte der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz stirbt innerhalb von 5 Jahren nach der Diagnose, wie Prof. Burkert Pieske, Berlin, auf einer Pressekonferenz anlässlich des ESC-Kongresses in London betonte. Neue effektive Therapieoptionen werden deshalb dringend gebraucht. In der PARADIGM-HF-Studie wurde LCZ696 bei Patienten mit chronischer systolischer Herzinsuffizienz mit Enalapril verglichen. Im Vergleich zu diesem hat der ARNI die kardiovaskuläre Mortalität um 20 % (p = 0,00004) und die Hospitalisierungsrate wegen Herzinsuffizienz um 21 % (p < 0,001) hochsignifikant gesenkt.

    Behandelnde Ärzte müssen umdenken

    Wenn LCZ696 in der Herzinsuffizienztherapie eingesetzt wird, müssen behandelnde Ärzte umdenken, was die Erfassung der natriuretischen Peptide BNP und NT-proBNP betrifft. Für beide Biomarker gibt es Tests, die in der Diagnostik der Herzinsuffizienz verwendet werden. Das biologisch aktive BNP und das inaktive NT-proBNP entstehen 1:1 aus dem inaktiven Vorläuferprotein proBNP, welches durch Dehnung der Herzkammer, wie sie bei der Herzinsuffizienz stattfindet, durch die Herzmuskelzellen freigesetzt wird. Dies ist als endogener Gegenregulationsmechanismus zu sehen. Der Spiegel von BNP und NTproBNP steigt bei Herzinsuffizienz gleichermaßen an.

    Doch Sacubitril, die Neprilysin-hemmende Komponente von LCZ696 inhibiert den Abbau von BNP, was den Wirkmechanismus reflektiert. Das natriuretische Hormon bleibt somit länger aktiv, es verliert damit aber die Bedeutung in der Diagnostik. In der PARADIGM-HF-Studie blieb der BNP-Spiegel BNP und NT-proBNP unter Therapie mit LCZ696 erwartungsgemäß unverändert hoch.

    Der NTproBNP-Spiegel, der durch die Sacubitril nicht beeinflusst wird, nahm als Ausdruck der Verbesserung der Herzinsuffizienz unter der Therapie mit LCZ696 ab. „Bei Patienten, die das neue Medikament erhalten, eignet sich deshalb nur noch NTproBNP als Biomarker für die Diagnostik, zusammen mit klinischen Daten“, unterstrich Pieske.

    LCZ696 wurde im Juli 2015 aufgrund der Ergebnisse der PARADIGM-HF-Studie von der FDA zugelassen. Mit der Entscheidung zur EU-Zulassung, für die ein beschleunigtes Verfahren läuft, wird noch in diesem Jahr gerechnet.

    Dr. Angelika Bischoff, Planegg

    Quelle: Pressekonferenz „Neue Strategien bei der Behandlung von Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz“ am 1. September 2015 in London. Veranstalter: Novartis Pharma GmbH.


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