Dialyse aktuell 2015; 19(09): 451
DOI: 10.1055/s-0041-108436
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Saubere Hände – (k)eine Selbstverständlichkeit?

Christian Schäfer
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Publication Date:
27 November 2015 (online)

Als Kinder bekommen wir normalerweise Folgendes beigebracht: Nach dem Toilettengang und vor dem Essen waschen wir uns die Hände! So selbstverständlich dies klingen mag, ist die tatsächliche 100-prozentige Umsetzung bei so manchem nicht garantiert. Hat dies im Alltag vielleicht nicht die allerschlimmsten Konsequenzen – von einer erhöhten (Wieder-)Ansteckungsgefahr bzgl. eines grippalen Infekts etc. und eines Fehltransfers von Fäkalkeimen und Co. in den Mund einmal abgesehen –, so kann eine nicht richtig gehandhabte (Hand-)Hygiene im pflegerischen und medizinischen Bereich ernste Folgen haben.

Denn alte und/oder immungeschwächte Patienten, die zudem noch für Erreger relativ attraktive Eintrittsstellen haben wie z. B. den Dialysezugang, können hier schnell lebensgefährlich erkranken. Wenn dann auch noch multiresistente Keime zugange sind, ist der Ausgang einer Antibiotikabehandlung und somit das Schicksal des Patienten offen. In diesem Zusammenhang führten die Askleipos Kliniken anlässlich des „1. Internationalen Tags der Patientensicherheit“ des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e. V. (APS) und seiner internationalen Partner vom 17.09.2015 eine repräsentative Umfrage durch: So haben Erwachsene bei einem Klinikaufenthalt am meisten Angst davor, sich mit multiresistenten Erregern zu infizieren (65 % der Befragten). Zu Recht, wenn man die Zahlen anschaut, die das APS nannte: 400 000–600 000 Menschen infizieren sich pro Jahr allein in Deutschlands Krankenhäusern. Von diesen Infektionen soll ca. ein Drittel vermeidbar sein. Bei einer Zahl von jährlich direkt damit assoziierten 7500–15 000 Todesfällen erreicht dies eine Dimension, die durchaus zum Handeln auffordert.

Der wachsende Mangel an Pflegekräften in den Kliniken verschärft diese Situation weiter: Wer unter extremem Zeitdruck steht und gerade einmal das Wichtigste schafft, der spart notgedrungen vielleicht auch einmal an der Durchführung der kompletten Hygieneprozedur. Dadurch ist die Patientensicherheit zunehmend gefährdet. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte schon im Frühling einen 10-Punkte-Plan präsentiert, über den die Probleme „resistente Keime“ und „Patientensicherheit“ gelöst werden sollen.

Auch diese Ausgabe der Dialyse aktuell soll dabei helfen, Ihnen Grundlagen und Problematiken zur Hygiene und Technik im Rahmen der Dialyse nahe zu bringen. So können Sie Neues lernen und bereits Bekanntes wieder auffrischen – ganz im Sinne der erhöhten Sicherheit sowohl der Patienten als auch bzgl. der Kenntnisse rund um die Arbeitsabläufe und Technik. Lesen Sie hierfür ab Seite 464 viele interessante Beiträge zu Desinfektionsmitteln, Leitlinien, Hygienebeauftragten, zur Wasseraufbereitung und zum Umgang mit Schutzkleidung. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre!