Der Klinikarzt 2015; 44(11): 567
DOI: 10.1055/s-0041-108700
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

49. Wissenschaftliche Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e.V. – Bei Mykoseverdacht schnell und gezielt handeln

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Publication Date:
17 November 2015 (online)

 
 

Invasive Pilzinfektionen sind bei immunsupprimierten Patienten in der Onkologie und in der Intensivmedizin als lebensbedrohliche Komplikation gefürchtet. Unter der Überschrift „Leben retten!“ referierten und diskutierten Dr. Werner Heinz, Würzburg, und Prof. Dr. Birgit Willinger, Wien, auf einem Symposium der Firma Pfizer Pharma GmbH im Rahmen der Myk 2015 vom 16.–19. September 2015 in Jena. Einig waren sich beide darüber, dass ein hohes Maß an Aufmerksamkeit für das Risiko einer Mykose, eine gezielte Diagnostik und rechtzeitige Therapie die Überlebenschancen der Patienten deutlich erhöhen.

Die Kombination macht es – Bewährtes und Neues ergänzen sich

„Eine frühe und korrekte Diagnose ist lebensnotwendig“, so Willinger, „damit erreichen wir eine bessere Prognose und Heilungsrate.“ Daten belegen, dass ein frühzeitiger Therapiebeginn die Letalitätsrate auf 40 % reduzieren kann. Dies ist gegenüber 90 % bei spätem Therapiebeginn zweifellos ein Argument dafür, keine Zeit zu verlieren, wenn der Verdacht auf eine Mykose besteht. Was ist zu tun und wie ist vorzugehen? Die verschiedenen diagnostischen Methoden (Tab. [ 1 ]) haben allesamt Vor- und Nachteile, deshalb komme es darauf an, so Willinger, eine Kombination einzusetzen, die zuverlässig und rasch ans Ziel führt.

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Tab. 1 Diagnostische Möglichkeiten.

Pilzkulturen hält Willinger trotz einiger Schwächen für wichtig und weist darauf hin, dass unbedingt sterile Materialien eingesendet werden sollten. Für das Labor ist der Hinweis hilfreich, betont die Mikrobiologin, dass der Verdacht auf eine Mykose besteht. Da der Faktor Zeit eine große Rolle spielt, sind schnelle Nachweismethoden wie die MALDI TOF Massenspektroskopie ein deutlicher Fortschritt in der Pilzdiagnostik. Die Ergebnisse liegen maximal binnen 20 Minuten vor, zudem ist die Methode kostengünstig und zuverlässig.

Resümierend empfiehlt Willinger, eine Kombination etablierter und neuer diagnostischer Methoden und deren jeweilige Stärken zu nutzen. Darin sieht sie einen sinnvollen Weg der „kleinen Schritte“.


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Aspekte der Therapie: Alles gleich – alles anders?

Diese Frage stellte Dr. Werner Heinz, Würzburg, und ging auf die Entwicklung der antimykotischen Therapie zwischen den Jahren 2000 und 2015 ein. So konnte grundsätzlich für die Behandlung der Aspergillose die mit der Zulassungsstudie für Voriconazol von 2002 [ 1 ] publizierten Ergebnisse auch 6 Jahre später bestätigt werden. Die EORTC Mycoses Study Group hat jedoch die Klassifizierung der Patienten geändert. So bleibt die Einteilung in „bestätigte/proven“, „vermutete/probable“ und „mögliche/possible“ Aspergillose bestehen, aber die Kriterien für eine „vermutete“ wurden ausgeweitet, wohingegen der Bereich der „möglichen“ Mykose eingeschränkt wurde. Die Kategorie „bestätigt“ kann für alle Patienten angewendet werden, die Kategorien „vermutet“ und „möglich“ nur für immunsupprimierte Patienten. Wie Heinz darstellte, umfasst die 2015 von Herbrecht veröffentliche Patienteneinteilung nach den EORTC-Kriterien mehr Patienten in den Kategorien „möglich“ und „vermutet“ und weniger in den Kategorien „bestätigt“ und „unbestimmt“. Die Mycoses Study Group sieht darin die Chance für bessere klinische und epidemiologische Forschung und eine Modell-Grundlage zur Definition von Infektionen bei Hochrisikopatienten.

An den Therapie-Leitlinienempfehlungen der EORTC hat sich nichts geändert. Nach wie vor gilt Voriconazol als Erstlinienantimykotikum (Empfehlung A I) bei invasiven Aspergillosen, wie akuter Lungenaspergillose, und schließt Patienten mit „vermuteter“ und „bestätigter“ Mykosen ein. Die aktuell präsentierten Studienergebnisse [ 2 ] belegen die positiven Therapieergebnisse von Voriconazol in Bereichen von 20–30 % über der Vergleichsmedikation. Somit ist nicht alles gleich und auch nicht alles anders. Angestoßen wurden aber erneut die Aufmerksamkeit und eine besondere Sensibilität für Mykosen. „Die Mortalitätsrate ist mit 50 bis nahezu 90 % immer noch viel zu hoch“, so Heinz und bezieht dabei auf eine Erhebung aus 50 Studien mit fast 2000 Patienten [ 3 ]. Es lohnt sich im Sinne des Patienten, bei Anzeichen und Verdacht auf eine Mykose genau hinzuschauen und Risiken beharrlich zu hinterfragen.

Gabriele Henning-Wrobel, Erwitte

Quelle: Symposium „Leben retten: iFi 2015“ am 17. September 2015 im Rahmen der 49. Wissenschaftlichen Tagung der Deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft e. V. – MYK 2015 in Jena.
Veranstalter: Pfizer Pharma GmbH.


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Tab. 1 Diagnostische Möglichkeiten.