Ab dem Zeitpunkt der Erstdiagnose ist der Diabeteserkrankte mit einem anderen Leben
konfrontiert als dem, das er bisher als subjektiv „normal” erlebt hat. Die Diabetestherapie,
die mehr oder weniger invasiv sein kann, bedeutet die Notwendigkeit einer kontinuierlichen
Selbstmotivation auch angesichts der unsicheren Langzeitprognose und der vielen Unannehmlichkeiten
der Akutkomplikationen. Nachhaltige Therapiemotivation kann durch das Erleben von
Selbstwirksamkeit und Autonomie gefördert werden. Hier können die neueren technischen
Hilfsmittel wie Glukosesensoren hilfreich sein. Hinzu kommt, dass der Betroffene,
der eher in der Lage ist, die Anforderungen der Therapie in sein Leben zu integrieren,
vermutlich weniger intrapsychische Konflikte erleben wird. Behandler können diesen
Prozess dadurch fördern, dass sie die Bemühungen des Patienten immer als einen aktuellen
Kompromiss zwischen den Anforderungen der Therapie und den Anforderungen seines Lebens
vor der Erkrankung ansehen. Indem die Behandler offen sind für schuldfreie Diskussionen
der Widersprüche bei diesem Konflikt, können sie Patienten helfen, die Ambivalenzen
und Therapiebarrieren zu erkennen und sie bei der Suche nach besseren Lösungen begleiten.