Diabetes aktuell 2015; 13(07): 300-301
DOI: 10.1055/s-0041-110107
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fr1da-Folgeprojekt – Typ-1-Diabetes im Frühstadium behandeln

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Publication Date:
15 December 2015 (online)

 

    Weltweit großes Aufsehen erregte die bayernweite Pilotstudie Fr1da zur Früherkennung von Typ-1-Diabetes. Jetzt soll es für Kinder mit einem frühen Stadium des Typ-1-Diabetes eine neue Behandlungsmöglichkeit geben, um das Auftreten der klinisch-symptomatischen Erkrankung zu verhindern. Ähnlich einer Desensibilisierung soll in der Fr1da-Insulin-Interventions-Studie durch eine orale Einnahme von Insulinpulver die Entwicklung einer schützenden, regulativen Immunantwort gefördert werden. Das Angebot des Instituts für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, richtet sich an Kinder im Alter von 2–12 Jahren, bei denen mehrere für Typ-1-Diabetes spezifische Inselautoantikörper im Blut nachgewiesen wurden. Neu ist, dass die Teilnahme keinerlei genetische Vorbelastung voraussetzt.

    Hohe Inzidenz für Typ-1-Diabetes

    Deutschland gehört zu den europäischen Ländern mit den höchsten Erkrankungszahlen für Typ-1-Diabetes: Derzeit erkranken etwa 4 von 1000 Personen oder 0,4 %. Das bestätigen nun auch die ersten Ergebnisse der bayernweiten Fr1da-Studie: Typ-1-Diabetes im Frühstadium wurde bisher bei 87 Kindern beziehungsweise 0,37 % der bisherigen Studienteilnehmer diagnostiziert. Die Fr1da-Studie (www.fr1da-studie.de) wurde durch das Institut für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, mit der Bayerischen Gesundheitsministerin Melanie Huml als Schirmherrin zu Beginn dieses Jahres initiiert. Bisher nahmen bereits rund 25 000 Kinder teil. Jede zweite Kinderarztpraxis in Bayern bietet den Bluttest an.


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    Behandlung des Typ-1-Diabetes im Frühstadium

    Durch den Nachweis mehrerer Inselautoantikörper lässt sich Typ-1-Diabetes erkennen, lange bevor erste Symptome auftreten. In diesem Frühstadium der Erkrankung lässt sich der Autoimmunprozess möglicherweise noch stoppen: Durch orale Gabe von Insulinpulver soll die Entwicklung einer schützenden regulativen Immunantwort – ähnlich der Desensibilisierung bei einer Allergiebehandlung – gefördert werden. Das mit der Nahrung aufgenommene Insulin hat, im Gegensatz zu gespritztem Insulin, keinerlei Einfluss auf den Blutzuckerspiegel. Stattdessen soll es das Immunsystem trainieren, eine Toleranz gegen das körpereigene Hormon Insulin zu entwickeln. „Bei gesunden Kindern mit einem hohen genetischen Erkrankungsrisiko für Typ-1-Diabetes gab es in der Pre-POINT-Studie Anzeichen dafür, dass eine Behandlung mit oralem Insulin eine regulative Immunantwort hervorrufen könnte“, so Prof. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung. „Ob sich dieser positive Effekt auch bei Kindern im Frühstadium der Erkrankung auslösen lässt, soll die neue Fr1da-Insulin-Interventions-Studie prüfen.“


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    Erste bevölkerungsweite Typ-1-Diabetes-Präventionsstudie

    Die neue Interventionsstudie richtet sich an Kinder im Alter zwischen 2–12 Jahren, bei denen bereits mehrere Diabetes-Autoantikörper im Blut nachweisbar sind und bei denen daher ein Frühstadium des Typ-1-Diabetes vorliegt. Eine Teilnahme – und das ist neu – setzt weder voraus, dass bereits ein Familienmitglied an Typ-1-Diabetes erkrankt ist, noch dass bestimmte genetische Faktoren vorliegen. Bislang konnten am Institut für Diabetesforschung nämlich nur Kinder und Erwachsene präventiv behandelt werden, die Verwandte mit Typ-1-Diabetes haben. Ziegler sieht in dem neuen Design der Fr1da-Insulin-Interventions-Studie eine Errungenschaft: „Wir sind sehr froh, dass wir denjenigen Kindern, bei denen der Typ-1-Diabetes in einem frühen asymptomatischen Stadium diagnostiziert wurde, nun auch eine präventive Behandlungsoption anbieten können. Damit birgt die Früherkennung die Chance, einen Schritt weiter auf dem Weg zur Heilung des Typ-1-Diabetes zu gehen“.

    Anmeldung und Informationen
    Institut für Diabetesforschung
    Helmholtz Zentrum München
    Univ.-Prof. Dr. med. Anette-Gabriele Ziegler
    Tel: 0800–4 64 88 35 (kostenfrei)
    E-Mail: diabetes.frueherkennung@helmholtz-muenchen.de
    www.typ1diabetes-verhindern.de

    Pressemeldung Helmholtz Zentrum München, 10.11.2015


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