Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2015; 22(06): 265
DOI: 10.1055/s-0041-110486
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fragile Lage in Liberia, Sierra Leone und Guinea – Ebola in Westafrika

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Publikationsdatum:
15. Dezember 2015 (online)

 

    Bei den Bemühungen um die Beendigung der Ebolaepidemie in Westafrika konnten in den vergangenen Monaten zahlreiche Erfolge gefeiert werden – immer wieder kommt es jedoch auch zu Rückschlägen, die verdeutlichen, wie fragil die Lage in der Region ist.

    So wähnte man sich Mitte September schon kurz vorm Ziel: Liberia galt bereits seit Anfang September offiziell als frei von Ebola. Anfang November erhielt dann Sierra Leone ebenfalls diesen Status, nachdem auch hier 42 Tage, das heißt die doppelte Inkubationszeit, ohne neue Ebolafälle verstrichen waren. Und auch Guinea, das letzte von der Epidemie betroffene Land, meldete seit dem 29. Oktober keine Neuinfektionen mehr. Alle Kontaktpersonen haben hier mittlerweile ihre 3-wöchige Beobachtungsphase ohne Auffälligkeiten überstanden.

    Und dann, Ende November, kam es zu einem der erwähnten Rückschläge: Knapp 4 Monate nach dem letzten Ebolafall in Liberia wurde aus dessen Hauptstadtregion Monrovia nun ein erneuter Ausbruch gemeldet. Zunächst erkrankte ein 15-jähriger Junge, der wenige Tage später an den Folgen der Infektion verstarb. Mittlerweile konnte das Virus auch bei 2 weiteren Familienmitgliedern festgestellt werden.

    Virus kann lange in Geheilten überdauern

    Dies zeigt einmel mehr, wie hartnäckig das Virus ist und dass es vermutlich auch in als geheilt geltenden Ebolapatienten überdauern kann. So ist das Virus unter anderem auch Monate, nachdem es aus dem Blut der ehemaligen Patienten verschwunden ist, noch im Samen nachzuweisen.

    Auf diesem Weg wurde bereits Anfang des Jahres vermutlich eine neue Infektionskette in Gang gesetzt, nachdem Liberia bereits einmal 3 Wochen lang keine Neuinfektionen gemeldet hatte. Auch Ende Juni dieses Jahres meldete es sich nach über 80 Tagen Abstinenz in Liberia plötzlich zurück – wo es in der Zwischenzeit überdauerte – und wie der erneute Ausbruch begann, ist bis heute nicht geklärt.

    Einzelfälle bei den in der Regel besser medizinisch betreuten ausländischen Helfern zeigen jedoch, dass das Virus definitiv in der Lage ist, im Körper zu überdauern. So erkrankte eine schottische Krankenschwester, die sich Ende des Jahres 2014 in Sierra Leone infiziert hatte und eigentlich im Januar als „frei von Ebola“ entlassen worden war, im Oktober an einer durch Ebolaviren hervorgerufenen Meningitis. Die Viren waren allem Anschein nach die ganze Zeit über in ihrem zentralen Nervensystem vorhanden gewesen.

    Und bei einem US-amerikanischen Arzt, der auch Monate nach seiner Ebolainfektion noch unter Gelenkschmerzen, Hörverlust, Problemen mit dem Kurzzeitgedächtnis und Augenbeschwerden litt, konnten aktive Viren im Augeninneren nachgewiesen werden – glücklicherweise ist seine Tränenflüssigkeit und die Augenoberfläche frei von Ebolaviren, sodass er nicht infektiös ist.

    Aber diese sporadisch auftretenden Fälle zeigen, wie wenig wir nach wie vor über dieses Virus wissen und dass die Viren das Potenzial haben, auch nach langer Zeit ohne offensichtliche Fälle neue Infektionsketten zu starten.

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    (Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID); # 17767)

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    Spätfolgen

    Darüber hinaus werden aus den betroffenen Staaten bereits seit über einem Jahr Fälle gemeldet, in denen Überlebende auch Wochen und Monate nach ihrer Entlassung noch unter teils starken Beschwerden wie Gelenk- und Muskelschmerzen, Müdigkeit, Menstruationsbeschwerden, Augenschmerzen und Sehstörungen bis hin zur Blindheit leiden.

    Ob es sich bei diesen als Post-Ebola-Syndrom zusammengefassten Symptomen in der Regel um Spätfolgen der Erkrankung oder der Therapie handelt, ob tatsächlich noch Erreger im Körper vorhanden sind, inwieweit die Traumata der überstandenen Epidemie mit hineinwirken oder ob es sich lediglich um bereits vor der Infektion vorhandene, andere Gesundheitsprobleme handelt, ist derzeit noch nicht abzuschätzen.

    Auch darüber, wie häufig diese Beschwerden sind, gibt es derzeit keine verlässlichen Informationen. Sie scheinen jedoch die Ausnahme zu sein.

    Quellen: promed, WHO

    Dipl. Biol. Unn Klare


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    (Bild: National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID); # 17767)