Rofo 2016; 188(01): 107
DOI: 10.1055/s-0041-110664
DRG-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interview – 120 Jahre Röntgenstrahlen

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Publication Date:
22 December 2015 (online)

 

    Interview mit Prof. Dr. Dietbert Hahn, Vorsitzender des Röntgen-Kuratoriums Würzburg e. V.

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    Prof. Dr. Dietbert Hahn

    Herr Prof. Hahn, die Röntgenstrahlen wurden vor 120 Jahren entdeckt, das bedeutete einen Riesenschritt für die Wissenschaft. Wo stünden wir heute ohne den Entdecker, Wilhelm Conrad Röntgen?

    Ganz woanders, denn: Ohne den Einsatz von Röntgenstrahlen wäre die moderne Forschung wie etwa auf dem Gebiet der Röntgenastronomie und der Strukturanalyse von chemischen Verbindungen deutlich eingeschränkt. Ohne eine zerstörungsfreie Materialprüfung mit Röntgenstrahlen ist moderne Technik vor allem in der Bautechnik und Kontrolle von mechanischen Produkten nicht mehr vorstellbar. Ohne den Einsatz von Röntgenstrahlen in der Medizin wären viele Erkrankungen überhaupt nicht diagnostizierbar und in ihrer Ausdehnung nicht erfassbar. Ohne exakte radiologische Diagnostik ist daher auch keine adäquate Therapie vieler Erkrankungen möglich, vor allem keine moderne Tumortherapie vorstellbar. Ohne Röntgenstrahlen ist eine moderne Medizin nicht möglich!


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    Was können wir von der Person Röntgens lernen?

    Röntgen war ein genialer Forscher, der alle seine Experimente extrem sorgfältig geplant und selbstkritisch vor einer Veröffentlichung überprüft hat. Trotz seiner sensationellen, die Welt verändernde Entdeckung ist er immer ein bescheidener Mensch geblieben. Er hat bewusst auf eine Patentierung seiner Entdeckung verzichtet und wollte, dass seine Entdeckung allen Wissenschaftlern frei zur Verfügung steht. Den Geldbetrag seines Nobelpreises hat er vollständig der Julius-Maximilians-Universität Würzburg gestiftet. Privat war Röntgen ein begeisterter Bergsteiger und Jäger, der sich dabei von den Strapazen seines Berufs erholte. Besonders gern fuhr er mit Freunden zum Wandern nach Pontresina oder in sein Jagdhaus bei Weilheim. Dort verbrachte er auch die letzten Jahre seines Lebens nach der Emeritierung.


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    Welche Pläne hat die Röntgen-Gedächtnisstätte für die kommende Zeit?

    Nach der Neugestaltung des Außenbereichs, der Flure und Vorräume soll ein weiterer Nebenraum mit modernen Medien ausgestattet werden, um Besuchern ohne persönliche Führung einen besseren Einblick in das Leben und Wirken von W. C. Röntgen zu ermöglichen. Im Original-Entdeckungslabor sind keine wesentlichen Änderungen, sondern vorsichtige Renovierungen der vorhandenen Einrichtung geplant.

    Mehr Informationen zur Röntgen-Gedächtnisstätte finden Sie unter http://wilhelmconradroentgen.de.


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    Prof. Dr. Dietbert Hahn