Pneumologie 2016; 70(01): 8
DOI: 10.1055/s-0041-111396
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pulmonale Rehabilitation – Funktionale Verbesserungen gehen langfristig verloren

Contributor(s):
Volker Kriegeskorte
Luk EK et al.
Lung 2015;
193: 709-715
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 January 2016 (online)

 

Die pulmonale Rehabilitation (PR) ist eine anerkannte nicht-pharmakologische Maßnahme für Patienten mit COPD. Bei vielen Patienten gehen die dabei erzielten Verbesserungen im Lauf der Zeit jedoch wieder verloren. Mit den Ergebnissen ihrer prospektiven Kohortenstudie bestätigen E. K. Luk aus Melbourne/Australien, diese Erfahrungen und schließen daraus, dass eine regelmäßige Überprüfung der Patienten erforderlich ist. Nur so lassen sich diejenigen identifizieren, die weitere Interventionen benötigen.
Lung 2015; 193: 709–715

Die PR besteht aus einem interdisziplinären Ansatz für Patienten mit chronischer Atemwegsbeeinträchtigung, der individuell angelegt ist und die physische und soziale Leistungsfähigkeit sowie die Autonomie des Patienten optimieren soll. Das primäre Ziel besteht nicht darin, die Lungenfunktion, sondern vielmehr das eigene Zurechtkommen mit der COPD zu verbessern. Somit soll vor allem auch die Lebensqualität zunehmen. Nach erfolgreichem Abschluss eines Rehabilitationsprogramms verschlechtert sich der Zustand vieler Patienten jedoch wieder und erfordert eine erneute Teilnahme.

Test an Patienten mit mäßiger bis schwerer COPD

In ihrer Studie wollten die australischen Untersucher die Langzeitergebnisse bei Patienten mit mäßiger bis schwerer COPD erforschen, die an PR-Maßnahmen in einem Gemeindegesundheitszentrum teilnahmen. Sie verglichen die demografischen Daten und beobachteten die Veränderungen in der Mobilität und Funktion nach der PR. Dazu luden sie die Patienten nach Beendigung zu einem Interview ein und führten eine standardisierte klinische Bewertung durch. Dabei setzten sie den Chronic Respiratory Questionnaire (CRQ) ein, der aus 4 Hauptdomänen (Dyspnoe, Erschöpfung, emotionale Funktion und Beherrschung der COPD) mit insgesamt 20 Items besteht. Weitere Studienziele waren der Incremental Shuttle Walk Test (ISWT) und die Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS). Von den 129 Patienten, die zwischen 2003 und 2012 eine PR absolvierten, nahmen die Untersucher 88 Patienten in die Analyse auf. 47 Patienten waren Frauen, 41 Männer. Das mittlere Alter lag bei 70,7 ± 7 Jahren. 94 % aller Patienten waren Raucher. Die mittlere FEV1 betrug 46 ± 16 %. Die mittlere Dauer der Langzeituntersuchung betrug 22 Monate nach den PR-Maßnahmen.


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Belastung auf dem Laufband zunehmend möglich

Wie die Auswertung der Daten zeigte, nahm die Distanz beim ISWT mit stufenweiser Zunahme der Geschwindigkeit oder des Widerstands auf dem Laufband nach den PR-Maßnahmen statistisch signifikant um 29,0 m zu (p = 0,001). Dieser Gewinn ging allerdings bei der Langzeit-Neubewertung verloren. Auch die CRQ-Scores nahmen in allen 4 Domänen zu (p = 0,001). Doch nur die Domänen „Dyspnoe“ mit p = 0,001 und „Erschöpfung“ mit p = 0,01 bei der Langzeit-Neubewertung verbessert sich statistisch signifikant. Die HADS-Score-Werte nahmen nach der PR ab, doch nur die Anxiety-Komponente war statistisch signifikant erniedrigt (p = 0,01). Diese Verbesserung hielt auch im Verlauf der Langzeitbeobachtung an, war aber bei der erneuten Bewertung nicht mehr signifikant.

Fazit

Diese Studie in einem Gemeindegesundheitszentrum zeigt, dass die pulmonale Rehabilitation den Zustand von COPD-Patienten deutlich verbessern kann. Die Ergebnisse der Langzeitbeobachtung unterstreichen aber nochmals bisherige Befunde, dass viele der erzielten funktionalen Gewinne langfristig wieder verloren gehen. Diese Patienten müssen dann wiederholt an PR-Programmen teilnehmen. Die Autoren halten weitere Studien für erforderlich, in denen untersucht werden sollte, durch welche Faktoren sich einmal erzielte Verbesserungen aufrecht erhalten lassen.


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