Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S53
DOI: 10.1055/s-0041-1727468
07. Diabeteskomplikationen/Begleiterkrankungen

Begleitumstände des Auftretens schwerer Hypoglykämien bei Diabetes-Patienten

S Groos
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Germany
,
M Birgel
2   Amb. Zentrum für Diabetologie, Endoskopie und Wundheilung, Köln, Köln, Germany
,
C Gröne
3   Klinikum Rheine Mathias-Spital, medizinische Klinik III, Abt. Dialyse, Rheine, Germany
,
C Kloos
4   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Fachbereich Endokrinologie/Stoffwechselerkrankungen/Diabetes, Jena, Germany
,
N Müller
4   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin III, Fachbereich Endokrinologie/Stoffwechselerkrankungen/Diabetes, Jena, Germany
,
B Hagen
1   Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Germany
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    Fragestellung Der Kontext des Auftretens schwerer Hypoglykämien bei Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes soll dargestellt werden.

    Methodik Datengrundlage bilden Hypoglykämie-Onlinefragebögen, in denen schwere Hypoglykämien (SH) durch Diabetologen und DMP-assoziierte Praxen dokumentiert werden. Neben einer deskriptiven Beschreibung werden mittels Clusteranalyse charakteristische Patientengruppen identifiziert.

    Ergebnisse Unter den 156 Hypoglykämie-Fällen (erhoben 2017-2019) sind 37,8% Patienten mit Typ-1-Diabetes und 48,7% Frauen. 94,2% erhalten Insulin, 64,7% haben mindestens eine kardiovaskuläre Begleiterkrankung, 48,1% eine diabetische Folgekomplikation und 9,0% eine Demenz. 48,6% der Patienten leiden unter einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung, 63,2% hatten bereits eine SH in den vorhergehenden sechs Monaten. Am häufigsten treten SH zu Hause auf (64,7%), die häufigsten angegebenen Ursachen sind eine zu hohe Insulindosis (41,7%) oder eine zu straffe Blutzuckereinstellung (31,4%). Auch unter der Nutzung von FGM bzw. CGM treten SH auf (10,9% bzw. 4,5%).

    Die Clusteranalyse ermittelt 3 Hauptgruppen: (1) 67 Patienten, Alter 58,8  ±  18,0 Jahre, Erkrankungsdauer 21,8  ±  12,9 Jahre, Anteil Typ-1-Diabetes 49,3%, Komorbiditätslast (mittlere Anzahl kardiovaskulärer Begleiterkrankungen und diabetischer Folgekomplikationen) 0,8  ±  0,8, SH zu Hause 95,5%; (2) 48 Patienten, Alter 70,6  ±  13,3 Jahre, Erkrankungsdauer 23,3  ±  10,9 Jahre, Anteil Typ-1-Diabetes 31,3%, Komorbiditätslast 1,8  ±  1,3, SH außer Haus 93,8%; (3) 31 Patienten, Alter 75,0  ±  13,1 Jahre, Erkrankungsdauer 27,4  ±  12,7 Jahre, Anteil Typ-1-Diabetes 25,8%, Komorbiditätslast 4,1  ±  1,0, SH zu Hause 100,0%.

    Schlussfolgerung In den Fragebögen finden sich die klassischen Risikofaktoren für SH wieder. Eine der drei Clustergruppen zeichnet sich durch hohes Alter, hohe Komorbiditätslast, einen hohen Anteil an Patienten mit Typ-2-Diabetes und ausschließlich zu Hause auftretende SH aus.


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    Interessenskonflikt

    kein Interessenkonflikt

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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