Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S59
DOI: 10.1055/s-0041-1727483
08. Psychosoziale Aspekte

Welches sind die gravierendsten Diabetesbelastungen im Alltag von Menschen mit T1DM? – Eine Längsschnittstudie mit ambulantem Assessment und kontinuierlicher Glukosemessung (CGM)

A Schmitt
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Diabetes-Akademie Bad Mergentheim e.V., Bad Mergentheim, Germany
,
B Kulzer
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germmungs- und Energieratings wurden durch unmittelbarmany
,
D Ehrmann
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germmungs- und Energieratings wurden durch unmittelbarmany
,
T Haak
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germmungs- und Energieratings wurden durch unmittelbarmany
,
N Hermanns
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germmungs- und Energieratings wurden durch unmittelbarmany
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Häufige Anforderungen und Probleme in der täglichen Auseinandersetzung mit Diabetes belasten die Lebensqualität und können die Entwicklung psychischer Störungen begünstigen. Diese Studie untersuchte diabetesspezifische Belastungen im Alltag mit T1DM sowie Zusammenhänge mit Glukose und Affektivität.

    Methodik In der DIA-LINK1-Studie schätzten Menschen mit T1DM mithilfe von Ecological Momentary Assessment 17 Tage lang täglich Belastungen durch verschiedene Diabetesprobleme ein (z.B. „Wie sehr waren Sie heute durch niedrige Glukosewerte belastet?“ 0–„gar nicht“…10–„sehr“). Die Glukose wurde kontinuierlich erfasst (CGM). Vor Beginn und nach vier Wochen wurden depressive Symptome mittels CES-D erfragt.

    Ergebnisse 203 Personen nahmen teil (Alter 38,6 ± 12,8J.; 58,6% weiblich; Diabetesdauer 18,6 ± 11,7J.; HbA1c 8,7 ± 1,9%; 58,1% mit CSII). Die höchsten mittleren Belastungswerte zeigten sich für Hyperglykämien (4,3 ± 1,9), Glukose-Schwankungen (3,5 ± 1,8), behandlungsbedingte Kraftverluste (3,1 ± 2,0) und Einschränkungsgefühle (2,8 ± 2,0), gefolgt von Überforderungsgefühlen (2,3 ± 1,9), Schuldgefühlen bei vernachlässigtem Selbstmanagement (2,1 ± 2,0), Unterzuckerungen (2,0 ± 1,3), Glukosealarmen (2,0 ± 1,5), Sorgen vor Unterzuckerungen (1,8 ± 1,6), mangelnder Unterstützung (1,7 ± 2,0) sowie Sorgen vor Folgekomplikationen (1,6 ± 2,2). Assoziationen mit höheren mittleren oder variierenden (SD) Glukoseleveln zeigten sich u.a. für Überforderungsgefühle, Schuldgefühle und Sorgen vor Folgen (p < .01). Sämtliche Diabetesbelastungen waren mit höherer Depressivität bei FU (p ≤ .013), mangelnde Unterstützung auch mit ansteigender Depressivität (Baseline–FU; p = .049), assoziiert.

    Schlussfolgerungen Diabetesspezifische Belastungen spielen im Alltag mit T1DM eine große Rolle. Insbesondere Probleme mit schwankenden bzw. hohen Glukosewerten sowie Belastungen durch die Anforderungen der Diabetesbehandlung (Einschränkung, Überforderung, Energieverlust) wurden häufig berichtet. Die Assoziationen mit erhöhten Glukosewerten und Depressivität legen nahe, dass hohe Belastungen die Glukoseeinstellung erschweren und Depressionssymptome begünstigen/verstärken können.

    Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) [82DZD01102].


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    Interessenskonflikt

    Die Autoren haben keine Interessenskonflikte in Bezug auf dieses Abstract.

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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