Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S60
DOI: 10.1055/s-0041-1727487
08. Psychosoziale Aspekte

Emotionale Belastungen und wahrgenommene Risiken von Menschen mit Typ-1-Diabetes innerhalb der COVID-19-Pandemie

F Schmid
Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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A Schmitt
Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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D Ehrmann
Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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B Kulzer
Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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T Haak
Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
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N Hermanns
Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Die COVID-19-Pandemie beeinträchtigt unsere Lebensführung in diversen Bereichen, was Lebensqualität und psychische Gesundheit beeinträchtigen kann. Menschen mit Typ-1-Diabetes stellen eine mögliche Risikopopulation dar. Diese Studie untersucht Belastungen und wahrgenommene Risiken aufgrund von COVID-19 bei Typ-1-Diabetes.

    Methodik In einer Nacherhebung der DIA-LINK1-Studie wurden Menschen mit Typ-1-Diabetes zu Corona-bedingten Belastungen und Risiken befragt (z.B. „In welchem Maße empfinden Sie das Coronavirus für sich selbst als Bedrohung?“ 0=sehr gering–10=sehr groß; Werte≥7 wurden als hohe Ausprägungen interpretiert); diabetesbezogene Belastungen und depressive Symptome wurden mittels Fragebögen erfasst (PAID, PHQ-8). Assoziationen zwischen den Variablen wurden mittels linearer Regression untersucht.

    Ergebnisse 54 Personen nahmen teil (Alter: 48,5 ± 9,9J.; 53,7% weiblich; Diabetesdauer: 23,5 ± 12,6J.; HbA1c: 7,8  ± 1,1%; 57,4% mit Folgekrankheiten). Eine Person hatte nachweislich eine Coronainfektion gehabt; 14 (25,9%) waren in Quarantäne gewesen. 19 Personen (35,2%) empfanden Corona als große Belastung; 18 (33,3%) sahen darin eine große eigene Bedrohung; 13 (24,1%) hielten es für wahrscheinlich, sich zukünftig zu infizieren; 17 (31,5%) erwarteten bei Infektion einen schweren Verlauf (Krankenhaus). Nach Adjustierung für Personenmerkmale (Alter, Geschlecht, Diabetesdauer, Folgekrankheiten) sagte ausschließlich die Corona-bezogene subjektive Bedrohung

    höhere Depressivität signifikant vorher (β=0,45, p=.024). Signifikante Assoziationen zwischen wahrgenommen Corona-Risiken (p≥.26) bzw. der Corona-Belastung (p=.083) und Diabetesbelastungen zeigten sich nicht.

    Schlussfolgerungen Viele Menschen mit Typ-1-Diabetes erleben die Coronapandemie als gravierende emotionale Belastung und das Virus als große Bedrohung. Insbesondere hohe wahrgenommene Risiken aufgrund der Coronainfektion zeigten sich mit depressiven Symptomen assoziiert. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Coronapandemie einen Risikofaktor hinsichtlich der psychischen Gesundheit bei Typ-1-Diabetes darstellt.

    Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) [82DZD01102].


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    Interessenskonflikt

    Alle Autoren erklären keine Intressenkonflikte in Bezug auf diese Studie.

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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