Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S61
DOI: 10.1055/s-0041-1727488
08. Psychosoziale Aspekte

Glukoseparameter bei Typ-1-Diabetes in Abhängigkeit von Depressivität und Diabetes Distress: Eine Längsschnittstudie mit kontinuierlicher Glukosemessung (CGM)

A Schmitt
1   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Diabetes-Akademie Bad Mergentheim e.V., Bad Mergentheim, Germany
,
D Ehrmann
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
,
B Kulzer
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
,
T Haak
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
,
N Hermanns
2   Diabetes Zentrum Mergentheim (DZM), Forschungsinstitut der Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM), Bad Mergentheim, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Depressivität und Diabetes Distress (DD) sind häufige psychische Faktoren bei Diabetes. Theoretisch werden beide Faktoren mit weniger günstigen Glukoseoutcomes assoziiert, die Evidenz ist jedoch inkonklusiv. Diese Studie untersuchte Glukoseoutcomes bei T1DM mit unterschiedlichen Ausprägungen von Depressivität und DD.

    Methodik In der prospektiven DIA-LINK1-Studie zeichneten 203 Menschen mit T1DM mit niedriger versus hoher Depressivität (CES-D-Fragebogen </≥ 22=niedrig/hoch) und/oder Diabetes Distress (PAID-Fragebogen </≥ 40=niedrig/hoch) vier Wochen lang Glukosewerte mittels CGM-Systemen auf. Gruppenunterschiede hinsichtlich der CGM-Glukoseparameter (mittlere Glukose, Glukosevariabilität (CV), Time-in-Range (TIR), Time-above-Range (TAR), Time-below-Range (TBR)) wurden mittels 2x2-ANOVA analysiert.

    Ergebnisse 195 Teilnehmer (Alter 39,1 ± 12,7J.; 58,5% weiblich; Diabetesdauer 18,8 ± 11,9 Jahre; HbA1c 8,6 ± 1,9%; 57,9% mit CSII) stellten Glukosedaten bereit. Die mittlere ± SD Glukose betrug bei Personen ohne Depressivität und DD (n=52) 176,8 ± 39,1, bei Depressivität ohne DD (n=42) 170,4 ± 31,0, bei DD ohne Depressivität (n=49) 171,1 ± 26,6 und bei Depressivität mit DD (n=52) 186,7 ± 48,2; Interaktion Depressivität–DD: p=.043. Ferner zeichnete sich in der Depression-DD-Gruppe eine tendenziell geringere TIR (Interaktion: p=.061) sowie tendenziell höhere TAR (über 180 mg/dl, Interaktion: p=.075) ab. Unterschiede der Glukosevariabilität zeigten sich nicht (p ≥ .444). Personen mit hohem DD hatten eine geringere TBR (unter 70 mg/dl: p=.042).

    Schlussfolgerungen Die Analyse zeigte eine Interaktion von Depressivität und DD hinsichtlich des der mittleren Glukose über vier Wochen. Die Ergebnisse passen zu früheren Befunden, wonach insbesondere bei Personen mit sowohl hoher Depressivität als auch hohem DD ein signifikant erhöhtes HbA1c gemessen wurde. Möglicherweise handelt es sich um eine Risikogruppe hinsichtlich einer normnahen Blutzuckereinstellung.

    Unterstützt vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) [82DZD01102].


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    Interessenskonflikt

    Alle Autoren erklären keine Interessenkonflikte in Bezug auf diese Studie.

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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