Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S75
DOI: 10.1055/s-0041-1727523
11. Pädiatrische Diabetologie

Assoziation zwischen dem Risiko einer diabetischen Ketoazidose und der regionalen Inzidenz von COVID-19-Fällen und Todesfällen bei Kindern und Jugendlichen mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes während der ersten Welle der Pandemie in Deutschland

C Kamrath
1   Uniklinikum Giessen, Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie, Giessen, Germany
,
J Rosenbauer
2   Deutsches Diabetes Zentrum (DDZ), Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Düsseldorf, Germany
,
A Eckert
3   Ulm University, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
,
A Pappa
4   Universitätsklinikum Aachen, RWTH Aachen, Pädiatrie, Aachen, Germany
,
F Reschke
5   AUF der BULT Kinder-und Jugendkrankenhaus, Kinderendokrinologie und -Diabetologie, Hannover, Germany
,
T Rohrer
6   Uniklinik des Saarlandes, Homburg, Pädiatrie, Homburg, Germany
,
K Mönkemöller
7   Kinderklinik Amsterdamerstrasse, Kinderdiabetologie, Köln, Germany
,
M Wurm
8   Krankenhaus Barmherzige Brüder, Pädiatrie, Regensburg, Germany
,
K Hake
9   Klinikum Müritz, Pädiatrie, Waren, Germany
,
K Raile
10   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Kinderendokrinologie und -Diabetologie, Berlin, Germany
,
RW Holl
11   Universität Ulm, ZIBMT, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Die Patientenversorgung wurde durch die Pandemie der Coronaviruserkrankung 2019 (COVID-19) beeinträchtigt. Wir untersuchten den Zusammenhang zwischen dem regionalen Schweregrad der Pandemie und dem Risiko einer diabetischen Ketoazidose bei Kindern mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes.

    Design und Methoden Multizentrische Kohortenstudie basierend auf den Daten des Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) Registers. Wir analysierten Daten von 1.515 Kindern und Jugendlichen mit neu aufgetretenem Typ-1-Diabetes zwischen dem 1. Januar und 30. Juni 2020 in Deutschland. Das monatliche relative Risiko (RR) für Ketoazidosen im Jahr 2020 wurde aus beobachteten und erwarteten Raten geschätzt. Die erwarteten Raten wurden aus Daten der Jahre 2000 bis 2019 mit Hilfe eines multivariablen logistischen Trendregressionsmodells abgeleitet. Der Zusammenhang zwischen der regionalen Inzidenz von COVID-19 und der Rate der Ketoazidose wurde durch Anwendung eines log-binomialen Mixed-Effect-Modells auf Grundlage wöchentlicher Daten untersucht, wobei Deutschland in fünf Regionen unterteilt wurde.

    Ergebnisse In dieser Studie war die beobachtete versus erwarteter Häufigkeit der diabetischen Ketoazidose im April (RR, 1,96 [95% KI, 1,48-2,61]), Mai (RR, 1,89 [1,42-2,50]) und Juni (RR, 1,52 [1,11-2,08]) signifikant höher. Jeder Anstieg der regionalen wöchentlichen Inzidenz von COVID-19 um 50 Fälle oder ein Todesfall pro 100.000 Einwohner war mit einem Anstieg des RR für diabetische Ketoazidosen von 1,44 [95% CI, 1,09-1,91] bzw. 1,24 [1,10-1,39] assoziiert.

    Schlussfolgerung Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass eher Angst, die durch die lokale Schwere der Pandemie verursacht wird, als gesundheitspolitische Maßnahmen einer der Hauptgründe für die Vermeidung des Kontakts mit dem Gesundheitssystem war, was zu einer Verzögerung der Diagnose führte.


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    Interessenskonflikt

    Anstellungsverhältnis: Land Hessen

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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