Diabetologie und Stoffwechsel 2021; 16(S 01): S80
DOI: 10.1055/s-0041-1727537
12. Versorgungsforschung/Gesundheitsökonomie/Qualitätssicherung

Dysfunktion des Screenings auf diabetische Retinopathie am Beispiel einer Kohorte von 265 gesetzlich versicherten Patienten einer großstädtischen Diabetes-Schwerpunktpraxis

B Mertes
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
S Gödde
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
M Piorkowski
2   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Angiologie, Frankfurt a. M., Germany
,
HE Bali
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
I Weber
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
S Oikawa
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
E Lehmler
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
LP Mertes
1   Cardioangiologisches Centrum Bethanien, Diabetes, Frankfurt a. M., Germany
,
G Kramer
3   Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
N Kuniß
3   Innere Medizin III, Universitätsklinikum Jena, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen, Jena, Germany
,
UA Müller
4   Zentrum für ambulante Medizin, Universitätsklinikum Jena, Endokrinologie und Diabetologie, Jena, Germany
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Um Menschen mit Diabetes mellitus vor Sehverlust und Erblindung durch diabetische Retinopathie (DR) zu bewahren, ist eine regelmäßige Fundoskopie erforderlich. Trotz Patientenaufklärung und Weiterleitung wurde in einer Diabetes-Schwerpunktpraxis die ophtalmologische Befund-Rückmeldung bestimmt und als zu niedrig befunden. Ziel war, diese Beobachtung zu objektivieren.

    Methoden Zwischen Mai und Oktober 2019 wurde eine Kohorte von 265 gesetzlich Versicherten mit Diabetes mellitus (95% Typ-2-Diabetes; Alter 62 ± 13,2 Jahre; Diabetesdauer 11,1 ± 8,5 Jahre, HbA1c 7,4 ± 1.0%) Leitlinien-gerecht an eine/n Ophthalmologen/in weitergeleitet (Überweisungsschein mit Auftrag „Fundoskopie bei Diabetes mellitus, Befund erbeten“, vollständig ausgefüllten Dokumentationsbogen „Hausärztliche/diabetologische Mitteilung an den Augenarzt“ sowie vorbereiteter Dokumentationsbogen „Augenfachärztliche Mitteilung“). Die Diabetes-Schwerpunktpraxis befindet sich im Zentrum einer Metropolregion, im Umkreis von 30 km sind 401 Vertrags-Ärzte für Augenheilkunde niedergelassen.

    Ergebnisse Alle Patienten wurden nach 7,9 ± 2,5 Monaten zu ihrer augenärztlichen Untersuchung befragt. Bei 191 (75%) Patienten war eine Fundoskopie erfolgt. Der augenärztliche Befund ging von 119/191 (62%) dieser Patienten in der Diabetes-Schwerpunktpraxis ein (119/265 [46%] der Kohorte). Bei 10/119 (8%) der untersuchten Patienten wurde eine bereits bekannte, bei 6/119 (5%) eine neu aufgetretene DR diagnostiziert. Bei 158/191 (83%) dieser Patienten war die Überweisung von der Augenarztpraxis angenommen worden, 48/191(19%) von ihnen leisteten trotzdem eine Zuzahlung von 63,4 ± 12,6 Euro.

    Diskussion Das Screening auf DR einschließlich Befund-Rückmeldung erfolgte trotz Leitlinien-gerechter Weiterleitung bei weniger als der Hälfte der Kohorte. Dabei sind Prävalenz und Inzidenz der DR hoch. Trotz Überweisung im GKV-System leisteten viele Patienten eine Zuzahlung. Um diese Dysfunktion zu beenden, sollten gesetzlich Versicherte Zugang zur Non-Mydriatischen Fundusfotographie erhalten. Dadurch könnte die Fundoskopie in der Diabetes-Schwerpunktpraxis erfolgen.


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    Interessenskonflikt

    Keine Interessenskonflikte vorhanden.

    Publication History

    Article published online:
    06 May 2021

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