Chirurgische Therapie lateraler Halsabszesse bei Kindern -eine retrospektive Analyse von 100 Fällen

Hintergrund Halsabszesse stellen eine relativ häufige Erkrankung bei Kindern dar. Während aus chirurgischer Sicht eine sofortige Drainage favorisiert wird, werden von pädiatrischer Seite die Notwendigkeit und der Zeitpunkt einer Drainage oft hinterfragt. Dabei könnte die Identifikation eines Infektfokus ein relevanter Faktor im Hinblick auf die Therapieentscheidung darstellen.

Methoden In einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie wurden die Daten von 100 Patienten zwischen 1 und 18 Jahren, welche aufgrund eines lateralen Halsabszesses in unserer Klinik operiert wurden, analysiert. Die Patienten wurden in 2 Gruppen unterteilt, abhängig davon ob ein Infektfokus gefunden wurde oder nicht. Ausgewertet wurden Patientencharakteristika, mikrobiologische Ergebnisse, Antibiotikatherapie sowie der klinische Verlauf.

Ergebnisse Ein Infektfokus konnte in 29  %  der Fälle festgestellt werden, am häufigsten tonsillogen. Ein Erregernachweis gelang bei 76 %  der Patienten. Die häufigsten Krankheitserreger waren hierbei Staphylococcus aureus und Streptococcus pyogenes. Alle Patienten erhielten initial eine kalkulierte Antibiotikatherapie, welche in jeweils 30 %  der Fälle antibiogrammgerecht angepasst werden musste. Patienten, bei denen kein Fokus identifiziert werden konnte, waren jünger, hatten häufiger eine immunkompromittierende Komorbidität und wiesen ein anderes Erregerspektrum auf.

Fazit Kinder mit einem identifizierten Infektfokus unterscheiden sich in einigen Punkten, insbesondere bezüglich des Erregerspektrums, von Patienten mit isolierten lateralen Halsabszessen. Eine Abszessdrainage bietet neben der therapeutischen Wirkung auch wertvolle diagnostische Informationen durch einen Erregernachweis und sollte daher stets erfolgen.

Poster-PDF A-1380.pdf

Interessenkonflikt

Der Erstautor gibt keinen Interessenskonflikt an.

Publication History

Article published online:
13 May 2021