Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e36-e37
DOI: 10.1055/s-0041-1730782
Abstracts
MGFG

R1-Konisation beim Zervixkarzinom: Auswirkung auf Prognose und Tumorbiologie

B Wolf
1   Universitätsfrauenklinik Leipzig
,
LC Horn
2   Institut für Pathologie, Uniklinikum Leipzig
,
B Aktas
1   Universitätsfrauenklinik Leipzig
,
N Dornhöfer
1   Universitätsfrauenklinik Leipzig
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Währens sich bereits viele wissenschaftliche Arbeiten mit der Frage beschäftigt haben, welche prognostische Bedeutung eine unvollständige (Schlingen-) Konisation bei einer hochgradigen Dysplasie der Cervix uteri hat, liegen bisher keine Daten vor, inwiefern sich eine akzidentelle R1-Konisation bei einem Zervixkarzinom auf die Prognose bzw. die Tumorbiologie auswirkt.

    Methoden Für diese Analyse wurden retrospektiv Patientinnen identifiziert, welche im Zeitraum zwischen 01/2009 und 12/2020 an der Universitätsfrauenklinik Leipzig aufgrund eines Zervixkarzinoms im Rahmen der TMMR-Studie (TMMR: Totale Mesometriale Resektion) operativ behandelt wurden und bei denen im Vorfeld eine Konisation erfolgt war. Untersucht wurde, inwiefern sich eine R1-Resektion auf das Rezidivrisiko auswirkt. Daneben analysierten wir, ob ein längeres Zeitintervall zwischen Konisation und TMMR mit einer höheren Rezidivrate bzw. einer Änderung des Tumorgradings verbunden war.

    Ergebnisse Es wurden 130 Patientinnen identifiziert und eingeschlossen. Während insgesamt 113 (87%) aller Frauen ein Tumorstadium IB1 aufwiesen, lag bei 5 (3,8%) ein IB2- und bei 12 (9,2%) ein IIB-Stadium vor. Bei der histopathologischen Aufarbeitung zeigte sich in 11,5% der Fälle (n=15) eine parametrane Infiltration (Stadium pT2), bei 18 Frauen (13,8%) lagen Lymphknotenmetastasen vor. Bei 104 Patientinnen lag am Konisat ein R1- und bei 26 Frauen ein R0-Status vor. Der mediane zeitliche Abstand zwischen Konisation und TMMR lag bei 36 Tagen (IQR 27,5 – 52). Alle 4 beobachteten Rezidive traten bei Patientinnen mit R1-Konisation auf, in einer multivariablen Regressionsanalyse war diese Assoziation jedoch nicht signifikant (Hazard Ratio [HR] 5,7; 95%-Konfidenzintervall [KI] 0,26 – 122,3; p=0,2). Der Zeitintervall zwischen Konisation und TMMR hatte ebenfalls keinen Einfluss auf die Prognose (HR 0,8; 95%-KI 0,12 – 6,15). In der Subgruppe mit einem Zeitintervall von ≥ 36 Tagen zwischen Konisation und TMMR kam es in 12% der Fälle zu einem „Upgrading“ von G 1/2-Tumoren hin zu G3-Tumoren, bei den Patientinnen mit einem kürzeren Zeitintervall in 4,8% der Fälle (p=0,2). Zwei falsch-negative R0-Befunde wurden beobachtet, beide bei Patientinnen mit einem Abstand von ≥ 36 Tagen zwischen Konisation und TMMR.

    Zusammenfassung Weder der R-Status bei der Konisation eines Zervixkarzinoms noch der Zeitabstand zwischen Konisation und definitiver operativer Therapie wirken sich unabhängig von etablierten Risikofaktoren wie Nodalstatus und parametrane Infiltration auf die Prognose aus. Unsere Daten weisen darauf hin, dass sich mit zunehmendem Abstand zwischen R1-Konisation und Hysterektomie eine fortschreitende De-Differenzierung des Tumors ergeben könnte. Die falsch-negativ Rate bei R0-Konisationen von 12,5% in der Gruppe mit ≥ 36 Tagen zwischen Konisation und TMMR weist darauf hin, dass sich mit zunehmender Zeit möglicherweise das Risiko für ein lokales Tumorrezidiv nach initialer R0-Resektion erhöht.


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    Publication History

    Article published online:
    01 June 2021

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