Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e42
DOI: 10.1055/s-0041-1730799
Abstracts
MGFG

Tumor infiltrierende Lymphozyten als Prognosefaktor beim Mammakarzinom evaluiert an einer prospektiven Kohorte (n=1270)

K Schüler
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
,
D Bethmann
2   Institut für Pathologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
,
E Kantelhardt
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
,
C Thomssen
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
,
M Vetter
1   Universitätsklinik und Poliklinik für Gynäkologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung/Fragestellung Tumor infiltrierende Lymphozyten (TILs) haben eine prognostische und prädiktive Bedeutung beim Mammakarzinom. Besonders Patientinnen mit Tumoren, die auf eine eher ungünstige Prognose hindeuten wie das tripelnegative (TNBC) oder das HER2-positive Karzinom, zeigen bei einem hohen Gehalt an TILs ein besseres Therapieansprechen mit dem entsprechend besseren Krankheitsverlauf.

    In unserer Studie evaluierten wir die Verteilung der TILs in verschiedenen immunhistochemisch (IHC) bestimmten Typen des Mammakarzinoms und deren Assoziation zum krankheitsfreien Überleben (RFI) und Gesamtüberleben (OS).

    Methodik Im Rahmen einer prospektiven, konsekutiv rekrutierten Gesamtkohorte von Patientinnen mit primärem Mammakarzinom (n=1270, NCT 01592825) wurde bei 1136 Tumoren der Anteil an TILs im Stroma bestimmt, orientiert an Salgados Richtlinien der International TILs Working Group: zum einen in den Gruppen <10%, 10-60% und >60% und als Kontinuum in 10%-Schritten. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Patientinnen betrug 64 Monate (1-123), univariate und multivariate Überlebensanalysen erfolgten nach Kaplan-Meier- und Cox-Modell mittels SPSS.

    Ergebnisse In den verschiedenen IHC-Typen zeigte sich eine unterschiedliche Verteilung: Mehr als 60% TILs im Stroma wurden bei 1,5% der Hormonrezeptor-(HR) positiven, bei 9,7% der HER2-positiven Tumoren und bei 18,8% der TNBCs nachgewiesen. In der HR-positiven Gruppe hat der Anteil an TILs keinen Effekt bezüglich RFI oder OS. Patinnen mit einem HER2-positiven Tumor und >60% TILs zeigten kein krankheitsbedingtes Ereignis (OS 94%), bei ≤60% TILs zeigte sich ein RFI von 85% (OS von 81%). Beim TNBC und demselben TIL-Schwellenwert hatten 88% ein krankheitsfreies Überleben und 12% verstarben (OS 88%), bzw. bei ≤60% TILs ein RFI von 70% (OS von 74%).

    Adjustiert nach Tumorgröße, Nodalstatus und Grading und kontinuierlichem Anstieg an TILs zeigten Patientinnen mit HER2-positiven Tumoren eine Reduktion für ein Ereignis für RFI von 21% (aHR 0,79) und für OS von 29% (aHR 0,71 signifikant) und bei TNBCs eine Reduktion für RFI von 7% (aHR 0,93) und für OS von 6% (aHR 0,94).

    Schlussfolgerung/Ausblick Die Verteilung der TILs ist mit bisherigen Publikationen vergleichbar. Für HER2-positive Tumoren und TNBCs konnte ein klarer Zusammenhang zwischen einem besseren krankheitsfreien Überleben und einem hohen Anteil an TILs gezeigt werden. Daraus ergeben sich Möglichkeiten für die Integration in die klinische Diagnostik zur Abschätzung der Prognose.


    #

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    01. Juni 2021

    © 2021. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany