Hintergrund Der frühe vorzeitige Blasensprung (PPROM) und sein Management stellen eine der größten
Herausforderungen in der modernen Geburtshilfe dar. Ein wesentliches Problem liegt
in den unzureichenden Möglichkeiten, eine fetale Infektion zu erkennen oder vorherzusagen.
Es darf derzeit als wissenschaftlicher Konsens betrachtet werden, dass die mütterlichen
Entzündungsparameter eine unzureichende Diagnostik darstellen und damit für die Entscheidung
zur Entbindung ungeeignet sind. Die Verbesserung der Routinediagnostik nach PPROM
durch vaginale Parameter, wie Interleukin-6, ist seit längerem Gegenstand der Forschung.
In bisherigen Studien erfolgten vorrangig Einzelpunktbestimmungen der vaginalen Parameter,
welche mit Keim- oder Inflammationsnachweis in der Amniocentese korreliert wurden.
Im MuMfI-Trial, einer prospektiven, multizentrischen Pilotstudie, wurde erstmals longitudinal
die Konzentration des vaginalen Interleukin-6 bis zur Entbindung dargestellt. In einigen
Fällen erfolgte studienunabhängig eine Amniocentese zum Ausschluss einer Infektion.
Hierdurch war die Bestimmung der intraamnialen IL-6-Konzentration möglich.
Material Es wurden 37 Patientinnen mit frühem vorzeitigen Blasensprung zwischen 24+0 und 34+0
voll. SSW in die Studie eingeschlossen. Durch Einlage eines biokompatiblen Kunstfaserschwammes
war eine tägliche Bestimmung der vaginalen IL-6-Konzentration möglich. In sieben Fällen
erfolgte studienunabhängig eine Amniocentese, der eine zeitnahe vaginale Messung zugeordnet
werden konnte. Nach Entbindung erfolgte die retrospektive Zuordnung zur Inflammations-
und Kontrollgruppe anhand von klinischen (EONS), laborchemischen (NS-IL-6 >60pg/ml)
und histologischen Kriterien (plazentare Inflammationzeichen). Es wurde der Median
der IL-6 Konzentration beider Gruppen im zeitlichen Verlauf verglichen.
Ergebnisse Die vaginale IL-6-Konzentration unterschied sich bereits mehr als 24h vor der Entbindung
signifikant (7889 vs 1782 pg/ml; p=0,014). Die IL-6-Konzentration in den durchgeführten
Amniocentesen korrelierte mit den Werten der zeitnah durchgeführten vaginalen Bestimmung
(Pearson Koeffizient 0,984; p <0,001).
Diskussion Die Ergebnisse unterstützen die These, dass die intrauterine Inflammation im Vaginalsekret
nachgewiesen werden kann. Es bedarf größerer Folgestudien, um den Vorhersagewert für
ein klinisch relevantes Outcome zu überprüfen. Die Korrelation zwischen vaginaler
und intraamnialer IL-6-Konzentration muss ebenfalls an größeren Fallzahlen überprüft
werden.