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DOI: 10.1055/s-0041-1739878
Digitale Hebammenbetreuung im Kontext der Covid-19-Pandemie
Einleitung Der Vertrag über die Versorgung mit Hebammenhilfe nach § 134a SGB in § 6 Abs. 1 sah bis zu Beginn der Covid-19-Pandemie vor, dass freiberuflich tätige Hebammen in Deutschland Leistungen persönlich erbringen müssen. Durch die Pandemie dürfen Hebammen Leistungen erstmals digital anbieten. Das vorliegende Forschungsprojekt hat dieses neue Angebot aus der Perspektive der Nutzerinnen und der Hebammen evaluiert. Im Mittelpunkt standen dabei Art und Umfang der Angebote, das Annahmeverhalten der Frauen in Schwangerschaft und Wochenbett, Chancen und Herausforderungen sowie die Bewertung der Angebote [1].
Material/Methode Mithilfe zweier quantitativer, jeweils auf die Zielgruppe Hebammen und Frauen zugeschnittene Online-Fragebögen, konnten die ersten Erfahrungen mit digitaler Hebammenbetreuung bundesweit erfasst werden. Der Feldzugang zur Frauenbefragung wurde durch eine der größten deutschen Krankenkassen gestaltet und Hebammen wurden via Social Media und Newsletter von einem Hebammenverband über das Projekt informiert. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte mittels IBM SPSS Statistics 27, im Mittelpunkt standen deskriptive Auswertungsmethoden sowie die Berechnung von Korrelationen.
Ergebnisse Insgesamt haben 1.821 Frauen und 1.551 Hebammen an der Befragung teilgenommen. Zentrale Ergebnisse des Projektes sind, dass rund ein Drittel der Frauen im Jahr 2020 digitale Hebammenleistungen in Schwangerschaft und Wochenbett in Anspruch genommen und diese Leistungen fast durchweg positiv bewertet haben, in der Betreuung in der Schwangerschaft zu 84,38% und in der Wochenbettbetreuung zu 90,10%. Mehr als die Hälfte der befragten Hebammen wünschen sich, dass die Möglichkeit der digitalen Betreuung in Schwangerschaft (62,7%) und Wochenbett (50,4%) nach der Pandemie bestehen bleibt. Dabei darf sich der Ausbau der digitalen Betreuung nicht zu Lasten des Umfangs der aufsuchenden Betreuung auswirken. Dem haben im Hinblick auf die Betreuung in der Schwangerschaft 93,5% und hinsichtlich des Wochenbetts 94,2% der Hebammen zugestimmt.
Diskussion Die Evaluation der digitalen Hebammenbetreuung und -angebote durch die Befragung von Frauen und Hebammen leistet einen wichtigen Beitrag im Kontext der Digitalisierung im Gesundheitswesen, denn relevante Aspekte aus Frauen- und Hebammenperspektive können in die Entwicklung zukünftiger Konzepte integriert werden. Auf den im Projekt ermittelten Chancen kann aufgebaut werden und angegebene Herausforderungen können besonders berücksichtigt werden. Die Ergebnisse des Projekts können auch Auswirkungen auf die Organisation der außerklinischen Hebammentätigkeit insbesondere in Regionen mit Hebammenmangel haben, wobei Betreuungsangebote in Präsenz in Schwangerschaft und Wochenbett nicht gänzlich durch digitale Angebote abgelöst werden können.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
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Georg Thieme Verlag
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Germany