Dialyse aktuell 2016; 20(01): 51
DOI: 10.1055/s-0042-100890
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kardiovaskuläre Sicherheit von Erythropoetin im Fokus – Renale Anämie: keine Über- und insuffiziente Therapie

Further Information

Publication History

Publication Date:
22 February 2016 (online)

 
 

Zur Therapie der renalen Anämie werden ESA (Erythropoese stimulierende Agenzien), z. B. rekombinante Erythropoetine, eingesetzt. Aufgrund von Hinweisen auf ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hat die Europäische Arzneimittel-Behörde (EMA) 2010 für diese Patienten einen Hb-Ziel-Wert (Hb: Hämoglobin) von 10–12 g/dl festgelegt. Eine nicht interventionelle Studie mit Epoetin theta (Biopoin®) unterstützt diese Empfehlung [ 1 ].

Die prospektive europäische Kohortenstudie [ 1 ] hat u. a. die Inzidenz und den Schweregrad kardiovaskulärer Ereignisse bei 1039 konsekutiven Patienten mit chronischer Nierenerkrankung unter Therapie mit Epoetin theta untersucht. Die Patienten wiesen mind. einen weiteren kardiovaskulären Risikofaktor auf und wurden über 6 Monate beobachtet. Die Therapie dauerte median 177,5 Tage. Die mittlere wöchentliche Epoetindosis reichte von 51,6 IU/kg (einmal wöchentlich) bis 154,6 IU/kg (verteilt auf 3 wöchentliche Gaben).

Studienergebnisse

Bei 89 Patienten (8,6 %) wurden 101 unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse dokumentiert. Am häufigsten waren kardiale Erkrankungen (5,5 % der Patienten), Myokardinfarkt (1,3 % der Patienten), Herzversagen (1,2 % der Patienten) und ischämischer Schlaganfall (1,1 % der Patienten). Die Inzidenz von Patienten mit Ereignissen insgesamt nahm mit der mittleren wöchentlichen Epoetin-Dosis zu; sie betrug im unteren Terzil (≤ 62 IU/kg) 7,6 % und im oberen (> 125 IU/kg) 10,1 %.

Bezogen auf die mittlere individuelle Hb-Konzentration lag die Inzidenz von Pa­tienten mit Ereignissen im mittleren Terzil (> 10,7 bis ≤ 11,47 g/dl) am niedrigsten (6,2 %), gefolgt vom oberen Terzil (> 11,47 g/dl) mit 7,8 % und dem unteren Terzil (≤ 10,7 g/dl) mit 11,3 %. Wenn man die Epoetindosis und Hb-Konzentration zusammen betrachtet, war die Inzidenz von Patienten mit unerwünschten kardiovaskulären Ereignissen bei folgenden Konstellationen besonders hoch: 13,3 % bei hoher Dosis und hohem Hb (exzessive EPO-Therapie), 12,6 % bei hoher Dosis und niedrigem Hb (schlechte Response), 12,1 % bei niedriger Dosis und niedrigem Hb (unzureichend behandelt).

Die geringste Inzidenz fand sich bei Pa­tienten mit niedriger Epoetindosis und mittlerer Hb-Konzentration (5,3 %) sowie bei Patienten mit hoher Dosis und mittlerem Hb (3,8 %). Dies unterstützt die Strategie einer gemäßigten Epoetintherapie in der niedrigsten effektiven Dosis bei renaler Anämie mit dem Ziel einer Hb-Konzentration zwischen 10 und 12 g/dl. Sowohl eine insuffiziente als auch eine exzessive Therapie erhöhen das kardiovaskuläre Risiko.

Markus Braun, Ulrike Krieger-Ballhausen; Ulm

Quelle: PM der Teva GmbH, Ulm, 28.10.2015


#
#
  • Literatur

  • 1 Lammerich A et al. Poster P759, Kongress der European Hematology Association (EHA), Wien (Österreich), 13.06.2015

  • Literatur

  • 1 Lammerich A et al. Poster P759, Kongress der European Hematology Association (EHA), Wien (Österreich), 13.06.2015