Ultraschall Med 2016; 37(01): 112-113
DOI: 10.1055/s-0042-101585
DEGUM-Mitteilungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pressekonferenz – Ergänzender Ultraschall zur Brustkrebsfrüherkennung

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Publication Date:
12 February 2016 (online)

 

    DEGUM fordert mehr Information und Beratung von Patientinnen mit „röntgendichter“ Brust

    Die deutsche Leitlinie für die „Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms“ empfiehlt, die Mammografie bei einer dichten Brustdrüse durch eine Ultraschalluntersuchung zu ergänzen. Doch während betroffene Patientinnen in Österreich direkt im Anschluss an die Mammografie eine Ultraschalluntersuchung erhalten, mangelt es hierzulande an Information und Beratung. „Frauen sollten darüber Bescheid wissen, dass die dichte Brust ein erhöhtes Brustkrebsrisiko bedeuten kann“, fordern Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Die DEGUM rät Ärzten, betroffene Patientinnen darauf hinzuweisen, dass Krebsgeschwüre bei der Mammografie übersehen werden können. Zudem sollten sie die Patientinnen über die Möglichkeiten einer ergänzenden Ultraschalluntersuchung aufklären. Bei der Beratung sei das Gesamterkrankungsrisiko der Frau zu berücksichtigen. Dieses wird durch Alter, Familienanamnese und Vorerkrankungen besonders beeinflusst. Auch Probleme möglicher Überdiagnostik und zusätzlicher Kosten gelte es zu bedenken, so die Fachgesellschaft.

    Bei Frauen mit einem hohen Drüsen- und Bindegewebeanteil innerhalb der Brust sprechen Mediziner von einer „röntgendichten Brust“. Mehr als jede 3. Frau über 50 ist betroffen. Ein hoher Anteil an Drüsengewebe in der weiblichen Brust erhöht das Krebsrisiko. Gleichzeitig können die Tumoren mit der Mammografie schwerer erkannt werden. „Da sowohl das Drüsengewebe wie auch ein Tumor typischerweise eine höhere Dichte als das Fettgewebe aufweisen und im Bild weiß erscheinen, ist ein Tumor bei der Frau mit dichter Brust in der Mammografie schwerer zu erkennen“, erklärt Professor Dr. med. Markus Müller-Schimpfle, Leiter der Diagnostik im Brustzentrum und Chefarzt der Klinik für Radiologie, Neuroradiologie und Nuklearmedizin am Klinikum Frankfurt Höchst. Ein Brustultraschall sei als ergänzende Untersuchung hier oftmals sinnvoll, um Unsicherheiten der Mammografie auszuräumen. „Zumal gerade die Frau mit dichterer Brust gegenüber der Frau mit fettreicher Brust ein höheres Brustkrebsrisiko in sich trägt“, so der Experte.

    Statistisch betrachtet haben jüngere Frauen eine dichtere Brust als ältere. Während der Menopause wandeln sich Anteile des Drüsengewebes in Fettgewebe um, allerdings bleibt bei einem beträchtlichen Teil der Frauen die Brust auch dann „röntgendicht“. Obwohl das Screening-Programm mit größtmöglicher Qualitätssicherung durchgeführt werde, sei es daher möglich, dass Tumoren trotz der Teilnahme am Mammografie-Screening unentdeckt blieben, warnt die DEGUM. Knapp 1 Drittel aller in einem eingeladenen Screeningkollektiv auffallenden Karzinome würden nicht durch die Bildgebung, sondern durch symptomatische Befunde außerhalb des Screenings entdeckt, erklärt Müller-Schimpfle. Mithilfe ergänzender Ultraschalluntersuchungen ließe sich die Zahl dieser „Intervallkarzinome“ reduzieren. Die Zahl damit einhergehender falsch positiver Befunde, also Ergebnisse die zu einem „falschen Alarm“ führen, dürften nicht verschwiegen werden, so der Experte. „Meiner Erfahrung nach erzeugt eine offene Kommunikation bei den Frauen weniger Stress als unglaubhafte Beschwichtigungsversuche“, berichtet Müller-Schimpfle.

    Zudem habe die Ultraschalluntersuchung der Brust bei der Abklärung verdächtiger Mammografie-Befunde eine herausragende Bedeutung, betont Arbeitskreisleiter Professor Dr. med. Werner Bader, Chefarzt des Zentrums für Frauenheilkunde am Klinikum Bielefeld. Gerade bei einer Brust mit dem höchsten Dichtegrad sei der Ultraschall der Tomosynthese, einer 3D-Mammografie, überlegen, so der Experte. Als Methode für eine Reihenuntersuchung kommt der Ultraschall allerdings nicht infrage: Die Sonografie ist zu zeitaufwändig und die Ergebnisse sind sehr von der Qualität der Geräte und der Erfahrung des Untersuchers abhängig. Besteht ein Verdacht, können Ärzte die Ultraschalluntersuchung der Brust jederzeit anordnen. Die Leistung wird dann von den Krankenkassen übernommen. Darüber hinaus können Patientinnen die Mammasonografie auch als IGeL-Leistung in Anspruch nehmen und die Kosten, rund 50 €, aus eigener Tasche bezahlen. Frauen, die aufgrund vieler Krebsfälle in ihrer Familie ein besonders hohes Erkrankungsrisiko haben, sollten eine humangenetische Beratung in Anspruch nehmen. Bei ihnen sei eine genetische Testung und intensivierte Früherkennung unter Einbeziehung von Ultraschall und MR-Tomografie zu erwägen.

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    Abb. 1a Bei der Mammografie entdecken die Ärzte eine „fragliche Verdichtung“. b Die Ärzte können den Verdacht mit der 3D-Tomosynthese nicht erhärten. Die Untersuchung ergibt keine Auffälligkeiten. c Der Tumor ist im Ultraschallbild klar zu erkennen. d Axillärer Lymphknoten mit aufgehobener „Hilusstruktur“: Verdacht auf das Vorliegen einer Metastasierung.

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    Abb. 1a Bei der Mammografie entdecken die Ärzte eine „fragliche Verdichtung“. b Die Ärzte können den Verdacht mit der 3D-Tomosynthese nicht erhärten. Die Untersuchung ergibt keine Auffälligkeiten. c Der Tumor ist im Ultraschallbild klar zu erkennen. d Axillärer Lymphknoten mit aufgehobener „Hilusstruktur“: Verdacht auf das Vorliegen einer Metastasierung.