Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2016; 6(04): 236-241
DOI: 10.1055/s-0042-102116
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der Reiserückkehrer mit Fieber – Gezielte Anamnese und Diagnostik

Markus Escher
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Publication Date:
16 September 2016 (online)

Abstract

Die zunehmende Globalisierung bedingt eine Zunahme importierter Infektionserkrankungen. Bei jedem Patienten mit Fieber nach einer Auslandsreise sollte daher eine umfassende Reiseanamnese erfolgen. Potenziell infektiöse Patienten muss man frühzeitig erkennen und sollte sie sofort in der Notaufnahme isolieren. Das Spektrum der Erkrankungen reicht von meist milde verlaufenden Durchfallerkrankungen bis hin zu potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen wie Malaria tropica, Typhus abdominalis oder viral hämorrhagisches Fieber. Kenntnisse der wichtigsten Erkrankungen und eine dezidierte Befragung hinsichtlich Reiseland und Reiseart helfen, eine unsinnige und teure „Schrotschuss-Diagnostik“ zu vermeiden. Trotz der jüngsten Ausbrüche bleiben lebensbedrohliche hochinfektiöse Erkrankungen wie Ebola oder Lassa hierzulande selten.

Kernaussagen

  • Die Weichenstellung bei Patienten mit unklarem Fieber nach einer Reise beginnt an der Anmeldung der Notaufnahme. Eine baldige Isolierung in geeigneten Räumlichkeiten sollte frühzeitig erwogen werden.

  • Bei Unsicherheit bzgl. des Vorliegens eines viral hämorrhagischen Fiebers oder einer hochkontagiösen, lebensbedrohlichen Erkrankungen erhält man Informationen und Fallkriterien auf den Internetseiten des RKI und der WHO.

  • Bei Fieber nach entsprechender Reiseanamnese muss als erstes eine Malaria ausgeschlossen werden.

  • Bei Leuko- und Thrombopenie sollte man nach Ausschluss einer Malaria bezüglich eines Dengue-Fiebers abklären.

  • Eine breit gestreute, kostenintensive Diagnostik lässt sich vermeiden durch gründliche Reiseanamnese und Eingrenzung der Differenzialdiagnosen anhand der Inkubationszeiten.

Ergänzendes Material

 
  • Literatur

  • 1 Ryan ET, Wilson M, Kain KC. Illness after international travel. N Engl J Med 2002; 347: 505-516
  • 2 Freedman DO, Weld LH et al. Spectrum of Disease and Relation to Place of Exposure among Ill Returned Travelers. N Engl J Med 2006; 354: 119-130
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  • 4 Gautret P, Cramer J, Field V et al. Infectious dieseases among travellers and migrants in Europe, EuroTravNet 2010. Euro Surveill 2012; 17: 20205-20226
  • 5 Escher M. Behandlungszentren für Patienten mit Ebolavirus-Infektion in Deutschland. Dtsch med Wochenschr 2014; 139: 2062-2064