4.-7. Mai 2016, Congress Center Leipzig
Der Deutsche Röntgenkongress findet 2016 an einem neuen Kongressort statt. Hinter
dem Kongressmotto „Neue Wege gehen“ verbirgt sich jedoch nicht nur der Wechsel nach
Leipzig. Kongresspräsident Prof. Dr. Peter Landwehr berichtet im Interview, was den
Besucher erwartet, welche neuen Wege er beschreiten kann und weshalb beim diesjährigen
Kongress auch spielerische Elemente nicht zu kurz kommen.
Prof. Dr. Peter Landwehr
Herr Professor Landwehr, warum sollte man zum Röntgenkongress nach Leipzig kommen?
Weil Leipzig für den RöKo 2016 die beste Kongressstadt ist und weil der Deutsche Röntgenkongress
das beste radiologische Meeting ist, das wir im deutschsprachigen Raum haben. Und:
Der Röko 2016 wird den Teilnehmern nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch viel
Freude bereiten.
Was bietet der neue Kongressstandort Leipzig im Vergleich zu den vorherigen?
Leipzig bietet ein viel kommunikativeres Kongresszentrum. Die technische Infrastruktur
vor Ort und die offene Architektur ermöglichen Kommunikation und Informationsaustausch
auf allerhöchstem Niveau. Zudem sind die Wege kurz, um beispielsweise die Industrieausstellung
zu besuchen, Kontakte zu pflegen oder einfach zwischen den Veranstaltungsräumen zu
wechseln. Die Stadt selbst wird die Teilnehmer begeistern, Leipzig wird uns mit der
kulturellen und geschichtlichen Tradition inspirieren und begleiten.
Wie sind Sie auf das Kongressmotto „Neue Wege gehen“ gekommen?
(lacht) Ganz einfach: Ich habe 20 mögliche Titel untereinander geschrieben und nach
und nach wieder weggestrichen, bis dieses Motto dann am Ende übriggeblieben ist. Aber
Spaß beiseite – ich möchte mit dem Motto in erster Linie ausdrücken, dass die Radiologie
ein Fortschrittstreiber ist, weil sie eigentlich immer auf dem Weg ist und sich permanent
weiterentwickelt. Die Radiologie ist für mich damit einer der stärksten Motoren des
medizinischen Fortschritts. Natürlich hatte ich dabei aber auch immer im Kopf, dass
wir mit dem Röntgenkongress in ein neues Kongresszentrum, in eine neue Stadt umziehen.
Welche neuen Wege werden sich für die Kongressteilnehmer erschließen?
Eine für das gesamte Kongress-Team zentrale Aufgabe war es, den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern neue, andere und bessere Lernwege anzubieten. Wir haben bei diesem Kongress
mit insgesamt 17 Hands-On-Workshops so viele wie noch nie im Programm. Und wir haben
eine Premiere: In Kooperation mit der RSNA bieten wir mit „Diagnosis Live“ bei den
Fit-für-den-Facharzt-Kursen eine neue und spielerische Art der Wissensvermittlung,
die in den USA sehr erfolgreich ist. Im Gegensatz zum klassischen Frontalvortrag handelt
es sich um ein Tablet-basiertes System, bei dem der Moderator Fälle zeigt, die an
die Wand projiziert werden und zugleich jeder Teilnehmer auf seinem Tablet, Notebook
oder Smartphone sehen kann. Statt der üblichen Fragen wie „Ist diese Diagnose richtig
oder jene?“ geht es darum, selbst am Tablet einen krankhaften Befund zu erkennen und
zu markieren. Für richtige Einschätzungen erhält man Punkte, die am Ende zusammengezählt
werden. Es besteht auch die Möglichkeit, Gruppen zu bilden. Zum Beispiel kann die
Gruppe „Röntgen“ gegen die Gruppe „Bach“ antreten. Das wird eine unterhaltsame, kommunikative
und auch sportliche Art des Lernens – ziemlich amerikanisch mit „Fun“ und „Competition“.
Und damit auch alle im Saal mitmachen können, verleihen wir extra für die Veranstaltungen
kostenlos Tablets.
Das klingt wirklich gut.
Das wird auch gut. Aber dahinter steckt auch viel Arbeit, weil wir das zum ersten
Mal machen. Martin Mack und sein Team bereiten schon jetzt den RöKo-Start von „Diagnosis
Live“ vor.
Was ist außerdem neu auf dem Röntgenkongress?
Ein weiteres spannendes Veranstaltungsformat ist RöKo-Online. Hier wird bereits im
Vorfeld über das bewährte Format der DRG-Onlinekurse die Theorie vermittelt. Den fallbasierten
Teil gibt es für die Teilnehmer dann auf dem Röntgenkongress. Grundsätzlich wollten
wir das Kongressprogramm interaktiver gestalten. Viele Themen werden deshalb als Doppelvorträge
präsentiert, wie zum Beispiel das Thema „Komplikationen in der Radiologie“. Hier stehen
zu einem Thema eine Juristin und ein Radiologe gemeinsam auf der Bühne.
Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Der ganze Kongress ist ja in seinem umfangreichen und vielfältigen Programm ein Highlight.
Ich könnte und wollte da gar nicht gewichten. Um aber trotzdem eine konkrete Vorstellung
vom Kongressprogramm zu vermitteln, verweise ich auf die Highlight-Sessions zu den
4 Schwerpunktthemen des Kongresses, die ausnahmslos spannend besetzt sind und interessanten
Fragestellungen nachgehen. Nehmen Sie nur als Beispiel „Vision Mammakarzinom 2020“:
Wo werden wir 2020 mit Diagnostik und Therapie des Mammakarzinoms stehen? Ich freue
mich auch sehr darüber, dass wir Wissenschaft und Fortbildung noch mehr zusammenbringen,
indem wir besonders gute wissenschaftliche Vorträge von jungen Kolleginnen und Kollegen
in Fortbildungsveranstaltungen integrieren. Dadurch wird der Austausch noch intensiver,
und die jungen, wissenschaftlich aktiven Kollegen bekommen für ihre Themen ein größeres
Forum. Sie erfahren damit auch eine zusätzliche Anerkennung und Aufwertung ihrer wissenschaftlichen
Arbeit. Ich bin außerdem gespannt auf eine Podiumsdiskussion zum Thema „Geschichte
der Radiologie in Ost und West“, die voraussichtlich in der DRG-Lounge stattfindet
und von meinem geschätzten Kollegen Peter Huppert moderiert wird. Nicht vergessen
möchte ich an dieser Stelle den RöKo-Feier-Abend, der am 4. Mai, direkt im Anschluss
an die Eröffnung der Industrie-Ausstellung stattfindet und zu dem alle Kongressteilnehmerinnen
und -teilnehmer herzlich eingeladen sind. An diesem Abend wird, das kann ich schon
jetzt versprechen, kräftig in den RöKo hineingefeiert!
Wenn Sie eine erste Zwischenbilanz ziehen – deckt sich Ihre Vorstellung von den Aufgaben
und Anforderungen an einen Kongresspräsidenten mit der Realität?
Ich wusste am Anfang sicherlich nicht so recht, ob ich „nur“ eine Gallionsfigur sein
würde oder aber ganz viel selber machen müsste. Zu mir ist auch vorher keiner gekommen
und hat gesagt, welche Aufgaben ich im Einzelnen abzuarbeiten hätte. Ich hatte im
Vorfeld also nur eine sehr entfernte Vorstellung von der Organisation eines Röntgenkongresses.
Meine Vorgänger-Präsidenten haben mich allerdings beruhigt und mir gesagt: Da kann
eigentlich nichts schiefgehen, du hast eine tolle Mannschaft an Bord! Was ich sicherlich
so nicht erwartet hatte, sind die Gestaltungsmöglichkeiten, die man als Kongresspräsident
hat. Die ganze Vorbereitung ist ja ein riesiges Teamwork, bei dem die DRG-Geschäftsstelle
eine wichtige Rolle einnimmt, insbesondere aber die vielen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaften
und der assoziierten Fachgesellschaften, die sich in bewundernswerter Weise ehrenamtlich
engagieren und auf Ideen und Impulse einlassen, diese weiterentwickeln und dabei gemeinsam
mit dem Kongresspräsidenten niemals den roten Faden des Kongresses aus den Augen verlieren.
Das ist wirklich großartig und hatte ich in der Form nicht erwartet. Ich selbst habe
dabei sicherlich auch gelernt, noch besser zu motivieren, zu dirigieren, zu delegieren
und zu moderieren.
Welche neuen Wege werden Sie denn nach dem Röntgenkongress ab Mitte Mai beschreiten?
Zunächst einmal werde ich zusammen mit meiner Frau Wanderurlaub im Allgäu machen und
auf den Bergen ein wenig zur Ruhe kommen. Aber natürlich möchte ich die Erfahrungen,
die wir mit dem diesjährigen Kongress machen, auch weitergeben. Das ist ja auch so
vorgesehen mit dem Kongressbeirat, in dem neben rund 15 anderen Mitgliedern auch der
„Past President“ seinen Sitz hat. Hier wird unter Anderem bewertet, wie Themen und
Veranstaltungsformate von den Teilnehmern angenommen wurden. Ich sehe es auch als
meine Aufgabe an, die nächsten Kongresspräsidenten Herrn Rummeny, Herrn Jaschke und
Herrn Huppert bei der Weiterentwicklung des Kongresses zu unterstützen. Bereits jetzt
habe ich einen intensiven Kontakt mit Herrn Huppert, dem Kongresspräsidenten 2018.
An meinem beruflichen Standort, dem DIAKOVERE Henriettenstift, werde ich mich nach
dem Kongress neben den klinisch-radiologischen Aufgaben vor allem administrativ-strategischen
Fragen widmen und versuchen, trotz immer begrenzterer Ressourcen die Radiologie in
einem selbstständigen, gemeinnützigen Krankenhaus weiter voranzubringen und auch in
Zukunft sowohl diagnostisch als auch interventionell gut zu positionieren. Innerhalb
der DRG werde ich mich natürlich weiterhin im Chefarztforum und im Rahmen der Qualifizierungs-
und Zertifizierungsoffensive der DeGIR engagieren.
Sie werden offensichtlich auch über den Kongress hinaus viel zu tun haben. Wir wünschen
Ihnen dafür schon jetzt viel Erfolg und freuen uns auf den 97. Deutschen Röntgenkongress
in Leipzig! Vielen Dank für das Gespräch.