Die Knopflochpunktion ist eine insbesondere in Deutschland selten angewandte Punktionsmethode.
Genaue Zahlen fehlen, und doch betreut jedes Dialysezentrum Patienten mit Indikation
zur Knopflochpunktion, wie eine kurze, gelenküberschreitende Punktionsstrecke oder
die Selbstpunktion. Die Grundlagen der Knopflochpunktion sowie der Bericht über das
europäische Treffen von Knopflochexperten sind in der Dialyse aktuell nachzulesen [1]
[2].
Erfahrene Punkteure kennen Sondersituationen wie den „Trampolineffekt“ und das „Hubbing“.
Dieser Artikel beschreibt beide Phänomene der Knopflochpunktion, mögliche Ursachen
und gibt Handlungsempfehlungen beim Auftreten dieser seltenen Phänomene. Ein Phänomen
[3] ist laut Duden etwas, was sich beobachten bzw. wahrnehmen lässt. Da der Trampolineffekt
und das Hubbing keine Komplikationen der Knopflochpunktion sind, ist in der Literatur
wenig bis keine Information darüber zu finden.
Trampolineffekt
Im EDTNA/ERCA-Journal-Club wurde 2007 über das Phänomen „Trampolineffekt“ diskutiert
[4]. Es wird als ein Abprallen der Knopfloch-Kanülen-Spitze an der Gefäßwand beschrieben.
Punkteure erleben einen deutlich höheren Widerstand beim Einführen der Kanüle. Gründe
für den deutlich höheren Widerstand stellte Lynda K. Ball bildlich sehr anschaulich
dar [5] [Abb. 1].
Ursachen sind das Anliegen der Kanülenspitze an der Gefäßwand durch falsche Winkelwahl
oder die Venenklappe (engl. „vessel flap“) am Tunneleingang zum Gefäß befindet sich
nicht direkt am Tunnelende. Das Einhalten immer identischer Rahmenbedingungen bei
der Knopflochpunktion soll das Phänomen Trampolineffekt vermeiden. Wichtige Aspekte
dabei sind die korrekte Armlagerung, der Tunnel soll exakt über der Shuntvene zum
Liegen kommen, sowie die Wahl des immer gleichen Stauungsdrucks bei jeder Punktion.
Im EDTNA/ERCA-Diskussionsforum beschreiben Punkteure, dass sie beim Trampolineffekt
die Kanüle entfernen und den Tunnel mittels scharfer Kanüle punktieren. Deborah Bouwer,
Mitglied des „Fistula First Professional Education Committee“ (FFPI), benennt dies
als eine tunnelgefährdende Maßnahme. Scharfe Kanülen können leicht zu einer Tunnelwandverletzungen
und Aneurysmabildung führen.
Die Kanüle soll beim Trampolineffekt nicht gezogen werden, sie soll den richtigen
Winkel selbst finden. Dies ist möglich, indem der Punkteur die Kanülenführung zwischen
den Fingern lockert oder kurzfristig löst und das subkutane Fettgewebe im Tunnelbereich
leicht schiebend bewegt. Die Kanüle erhält dadurch die Chance, sich selbst im richtigen
Winkel im Tunnel auszurichten.
Das FFPI hat beschlossen, den Begriff „Trampolineffekt“ nicht mehr zu verwenden, da
er fehlinterpretiert wurde. Die Maßnahme „Handeln bei erschwertem Einführen der Knopflochkanüle
in den Tunnel“ bleibt Inhalt der Patientenschulung.
Abb. 1 Trampolineffekt: Die Kanüle prallt an die Gefäßwand oder der Flap liegt nicht direkt
über dem Tunnel.(Bild: Linda K. Ball)
Hubbing
„Hubbing“ ist ein noch selteneres Phänomen der Knopflochpunktion. „Hub“ (engl. „hub“:
der Mittelpunkt) ist der Übergang des Kanülenrohrs in die konisch zulaufende Kanülenhalterung
[Abb. 2].
Durch das stetig gleiche Liegen des Hubs im Knopfloch kann sich dieses konkav vertiefen
[Abb. 3] [6]. Folgen sind die erschwerte Schorfentfernung und Desinfektionslücken, da das Hautdesinfektionsmittel
den tieferliegenden Tunneleingang nicht sicher erreicht [Abb. 4] und [Abb. 5].
Beim Hubbing wird empfohlen, tiefliegende Schorfreste mittels einer sterilen Splitterpinzette
zu entfernen. Das Setzen oberflächlicher Hautdefekte muss vermieden werden. Ist dies
nicht möglich, soll die Punktionsstelle aufgegeben und ein neuer Tunnel angelegt werden.
Abb. 2 Hub: konischer Übergang des Kanülenrohres in die Halterung.(Bild: Bionic)
Abb. 3 Konkave Vertiefung am Tunneleingang des Knopflochs.(Bild: Stuart Mott)
Abb. 4 Hub des Kanülenrohres liegt im Tunneleingang.(Bild: Stuart Mott)
Abb. 5 Prävention des Hubbings, indem die Kanüle nicht ganz eingeführt wird.(Bild: Stuart
Mott)
Zusammenfassung
Trampolineffekt und Hubbing sind selten auftretende Phänomene. Das Kennen der Situationen
ermöglicht ein adäquates Handeln, ohne den Tunnel zu gefährden. Bei Trampolineffekt
kann die Kanüle belassen werden, es muss der Winkel angepasst bzw. der Tunnel direkt
über dem Flap zum Liegen kommen. Hubbing lässt sich vermeiden, indem die Knopflochkanüle
nicht ganz eingeführt wird.