Weltweit sind schätzungsweise mehr als 100 Mio. Menschen
an Skabies erkrankt, die meisten von ihnen leben in tropischen
Ländern. Mit Massenbehandlungen, bei der alle erkrankten
und nicht erkrankten Bewohner eines Endemiegebiets
einmalig Medikamente erhalten, lassen sich die Prävalenzen
reduzieren. L. Romani et al. haben untersucht, ob die
erreichten Effekte einer Standardversorgung überlegen sind.
N Engl J Med 2015; 373: 2305–2313
Für die Skin Health Intervention Trial
(SHIFT) wählte die Arbeitsgruppe 3 Inselbevölkerungen
der Republik Fidschi aufgrund
ihrer relativen Isolation, der Bevölkerungsgröße
und der kulturellen Übereinstimmungen
aus. Sie wurden randomisiert
auf 3 unterschiedliche Interventionsgruppen
verteilt:
-
Standardversorgung bereits von Skabies Betroffener und ihrer Kontaktpersonen
mit topischem Permethrin (Standardgruppe)
-
Massenbehandlung aller Bewohner (erkrankt / nicht erkrankt) mit Permethrin
(Permethrin-Gruppe)
-
Massenbehandlung aller Bewohner (erkrankt / nicht erkrankt) mit oralem
Ivermectin (Ivermectin-Gruppe)
In der Standardgruppe erhielten die Teilnehmer
1 Dosis Permethrin-Creme im lokalen
Krankenhaus sowie eine 2. Dosis
nach 14 Tagen, wenn Skabies-Symptome
persistierten. In der Permethrin-Gruppe
bekamen alle Teilnehmer 1 Dosis der
Creme. Wenn zur Eingangsuntersuchung
Skabies beobachtet wurden, folgte nach
7–14 Tagen eine 2. Dosis. Die Teilnehmer
der Ivermectin-Gruppe nahmen das Medikament
(200 μg / kg Körpergewicht) in
Anwesenheit des Studienpersonals ein.
Bestanden zur Eingangsuntersuchung
Skabies-Symptome, wurde nach ebenfalls
7–14 Tagen eine 2. Dosis Ivermectin gegeben.
Informationen zu Nebenwirkungen
erfragte die Arbeitsgruppe von den Teilnehmern
1–2 Wochen nach der ersten
Medikamentenanwendung. Eine 2. Untersuchung
nach 12 Monaten markierte
das Studienende.
Insgesamt nahmen 2051 Personen teil,
die > 85 % der Bevölkerung der 3 Inseln repräsentierten.
Auf die Standardgruppe
entfielen 803 Teilnehmer, die Permethrin-
Gruppe umfasste 532 Personen und die
Ivermectin-Gruppe 716 Personen. Zu Studienbeginn
betrug die Skabies-Prävalenz
in der Standardgruppe 36,6 % und nach
12 Monaten 18,8 %, was einer relativen Reduktion
von 49 % entspricht. In der Permethrin-
Gruppe erreichte die relative Prävalenzreduktion
62 % (41,7 vs. 15,8 %) und in
der Ivermectin-Gruppe 94 % (32,1 vs.
1,9 %).
Gleichzeitig gingen zwischen der Eingangs-
und Abschlussuntersuchung nach
12 Monaten auch Impetigo-Erkrankungen
zurück: in der Standardgruppe um relativ
32 % (21,4 vs. 14,6 %), in der Permethrin-
Gruppe um relativ 54 % (24,6 vs. 11,4 %)
und um relativ 67 % (24,6 vs. 8,0 %) unter
Ivermectin. Nebenwirkungen traten etwas
häufiger in der Ivermectin-Gruppe
auf, waren aber – wie in den anderen Behandlungsgruppen
– moderat ausgeprägt
und gingen innerhalb von 7 Tagen vollständig
zurück.
Bei den Teilnehmern dieser Studie ließen
sich die Prävalenzen von Skabiesund
Impetigo-Erkrankungen durch alle
3 Behandlungsstrategien signifikant
senken. Den größten Effekt erzielte die
Massenbehandlung mit oralem Ivermectin.