Aktuelle Dermatologie 2016; 42(04): 122
DOI: 10.1055/s-0042-103569
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rosacea – Was ist entscheidend - Gene oder Umwelt?

Contributor(s):
Friederike Klein
Aldrich N et al.
JAMA Dermatol 2015;
151(11): 1213-1219
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Publication History

Publication Date:
14 April 2016 (online)

 

    Bei Rosacea ist sowohl eine familiäre Häufung als auch ein Einfl uss von Umweltfaktoren wie der Exposition mit ultravioletter Strahlung bekannt. Eine Zwillingsstudie von N. Aldrich et al. ist der Frage nachgegangen, wie groß der Beitrag ist, den genetische und Umweltfaktoren an der Rosacea haben.
    JAMA Dermatol 2015; 151: 1213–1219

    In den Jahren 2012 und 2013 wurden anlässlich des jährlichen Twins Days Festival in Twinsburg, Ohio, dem größten Zwillingstreff en weltweit, Daten von eineiigen und zweieiigen Zwillingen erhoben. 275 Zwillingspaare (550 Probanden insgesamt) füllten jeweils unabhängig vom anderen Zwilling Fragebögen aus, die Angaben zu Alter, Geschlecht, Hauterkrankungen, Hauttyp, Rauchgewohnheiten, Alkoholkonsum, Herzerkrankungen, körperliche Aktivität über die Lebensspanne sowie Sonnenexposition in Abhängigkeit von den geografischen Aufenthaltsorten im Alter von 13, 14–19, 20–29, 30–39, 40–64 und über 65 Jahren enthielten. Die Altersspanne der Teilnehmer reichte von 18 bis 80 Jahren. Alle Probanden wurden von einem Hautarzt im Hinblick auf Anzeichen einer Rosacea untersucht und mithilfe der Skala der National Rosacea Society (NRS) eingestuft (Rosacea fehlend, mild, moderat oder schwer). Alle Zwillinge, bei denen nach dermatologischer Einschätzung eine Rosacea vorlag, beantworteten einen zweiten Fragebogen zu Rosacea-Symptomen, um die Angaben zum NRSScore zu vervollständigen.

    Veranlagung und Umwelt je zur Hälfte beteiligt

    Der Rosacea-Score der monozygoten Zwillinge (233 Paare, mittleres Alter 37,1 Jahre) lag bei 2,46, der der heterozygoten Zwillinge (42 Paare, mittleres Alter 27,0 Jahre) bei 0,75. Zwischen den Geschwistern eines eineiigen Zwillingspaars stellten die Untersucher eine deutlich ausgeprägtere Assoziation des NRSScores fest als zwischen zweieiigen Zwillingen (r = 0,69 vs. r = 0,46; p = 0,04), was die angenommene genetische Komponente der Rosacea unterstützt.

    Um den Anteil von genetischen und Umweltfaktoren an den NRSWerten der Zwillinge abzuschätzen, verwendeten die Autoren das ACEModell. Danach liegt der genetische Beitrag zum RosaceaGrad bei 46 %. Auf der anderen Seite war ein höherer NRS-Grad aber auch signifi kant mit dem Alter und der UV-Lebenszeitexposition assoziiert (r = 0,38; p < 0,001 und r = 0,26; p < 0,001), was bei Adjustierung mithilfe einer Propensity Score MatchingAnalyse erhalten blieb. Als weitere Umweltfaktoren, die mit dem NRSScore korrelieren, identifi zierten die Untersucher den Body Mass Index (BMI, r = 0,21; p < 0,001), Rauchen (r = 0,10; p < 0,02), Alkoholkonsum (r = 0,11; p = 0,01), kardiovaskuläre Komorbidität (r = 0,17; p < 0,001) und eine Hautkrebserkrankung (r = 0,19; P < 0,001).

    Fazit

    Die Zwillingsstudie belegt, dass genetische Faktoren etwa zur Hälfte zum Rosacea-Phänotyp beitragen und Umweltfaktoren die andere Hälfte ausmachen. Die Kenntnis von Einfl ussfaktoren wie UV-Exposition, Alkoholkonsum, Rauchgewohnheiten, BMI, Hautkrebsanamnese, kardiale Komorbidität und Alter kann helfen, das Management der Rosacea zu verbessern.


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