Zusammenfassung
Neutropenien bei Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen verlaufen klinisch oft unauffällig
und werden zufällig entdeckt. Gelegentlich führen rezidivierende Infekte zur Diagnose.
Eine häufige Ursache solcher Neutropenien sind Antikörper. Werden sie nach Immunisierung
der Mutter in den fetalen Kreislauf transportiert, entsteht das Krankheitsbild der
neonatalen Immunneutropenie (NIN). Sie ist sozusagen das neutrophile Pendant des Morbus
haemolyticus: Mütterliche Alloantikörper gegen väterliche Blutgruppenmerkmale des
HNA-Systems (HNA: humanes neutrophiles Antigen) führen nach Plazentatransfer zur Zerstörung
der fetalen Neutrophilen, das Neugeborene ist infektgefährdet.
Eine 2. Entität ist die Autoimmunneutropenie (AIN), bei der auf einen unbekannten
Stimulus hin Autoantikörper gegen neutrophile Granulozyten ausgebildet werden. Bei
der primären AIN, die typischerweise im Kindesalter auftritt (seltener bei Erwachsenen),
liegen keine Begleiterkrankungen vor. Die Infektneigung der betroffenen Patienten
ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei der sekundären AIN liegen begleitend Autoimmunerkrankungen,
Infektionen oder Neoplasien vor. Dieser Typ wird häufiger bei Erwachsenen gesehen.
Im Folgenden werden neben Grundbegriffen zur Pathophysiologie das klinische Bild,
die Diagnostik und Differenzialdiagnostik sowie die Therapie dieser neutropenischen
Erkrankungen dargestellt.
Key words
Granulozyten - humanes neutrophiles Antigen - neonatale Immunneutropenie - Autoimmunneutropenie
- Alloimmunneutropenie