Diabetes aktuell 2016; 14(02): 63
DOI: 10.1055/s-0042-105831
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Schlaganfall – Heilungsverlauf früh vorhersagbar

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Publication Date:
26 April 2016 (online)

 

    Welche Patienten nach einem Schlaganfall langfristig besonders viel Unterstützung benötigen, konnten Forscher des Universitätsklinikums Freiburg jetzt bereits in den ersten Tagen nach dem Schlaganfall ermitteln. Mithilfe bildgebender Verfahren untersuchten sie die Hirnaktivität bei 34 Patienten mit rechtsseitig schwerem Schlaganfall. Dabei zeigte sich: Je aktiver die Zellen im rechten Aufmerksamkeitszentrum des Gehirns waren, desto besser war auch die langfristige Gesamterholung. Die Mitte Februar im Fachmagazin Annals of Neurology veröffentlichten Ergebnisse könnten zukünftig helfen, Patienten mit schlechter Heilungsprognose früh zu identifizieren und besonders zu unterstützen.

    Analyse der Hirnaktivität gibt Aufschluss über Heilungsverlauf

    „Wir haben in der Analyse der Hirnaktivität 2 wesentliche Parameter gefunden, mit denen wir den Heilungsverlauf bei Schlaganfallpatienten sehr gut vorhersagen können“, sagt Prof. Dr. Cornelius Weiller, Freiburg. „Ich rechne damit, dass wir in 3–4 Jahren ein zuverlässiges Prognosewerkzeug für den klinischen Alltag haben werden“, so Weiller weiter. Bislang war eine frühzeitige Prognose nur durch sekundäre Parameter wie Alter, Gesundheitszustand und Größe der betroffenen Gehirnregion möglich. Die Freiburger Forscher untersuchten Schlaganfallpatienten mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) 2–3 Tage, 8–10 Tage und 4–6 Monate nach dem Schlaganfall.

    Überraschend war, dass sich eine hohe Aktivität der linken Hirnhälfte positiv auf die Erholung vom Neglect auswirkte. Bisher wurde vermutet, dass ein Ungleichgewicht in der Aktivität der Hirnhälften den Zustand der Patienten verschlechtert. „Unsere Ergebnisse widerlegen die Hypothese der konkurrierenden Gehirnhälften als Ursache für das Auftreten von Neglect und sprechen eher für eine gegenseitige Unterstützung. Insbesondere wenn die Hirnschäden sehr groß sind, ist eine frühere Verschaltung zwischen betroffener und gesunder Gehirnhälfte wichtig, damit sich der Patient bereits in den ersten Wochen nach dem Schlaganfall gut erholt“, sagt die Erstautorin der Publikation Dr. Roza Umarova, Fachärztin und zum Zeitpunkt der Studie Arbeitsgruppenleiterin an der Klinik für Neurologie und Neurophysiologie des Universitätsklinikums Freiburg. Ob eine therapeutische Stimulation des Gehirns von außen bei der Rehabilitation förderlich sein kann und welches Hirnareal dafür infrage käme, sollen weitere Untersuchungen zeigen.

    Pressemeldung Universitätsklinikum Freiburg, 24.03.2016


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