Pneumologie 2016; 70(04): 224-226
DOI: 10.1055/s-0042-106062
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sektion 3 – Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin

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Publication Date:
11 April 2016 (online)

 

    Die Diagnostik und Prävention arbeitsund umweltbedingter Erkrankungen sowie deren Versorgung, Rehabilitation und Begutachtung stehen in den Fächern Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin und Epidemiologie im Vordergrund. Eine wesentliche Aktivität der Sektionsmitglieder ist hier die Mitwirkung an Leitlinien und Empfehlungen zu diesen Themen. Im Berufskrankheiten (BK)-Verfahren stellen diese Leitlinien und Empfehlungen die Grundlage für die Diagnostik und Beurteilung von Folgezuständen dar und dienen der Gleichbehandlung der Versicherten.

    Die 2008 erstmals erstellte S2-Leitlinie „Quarzstaublungenerkrankung (Silikose), Diagnostik und Begutachtung der BK 4101“ wurde unter der Federführung unserer Sektion überarbeitet und wird in diesem Jahr veröffentlicht. Die Durchführung eines Low-dose-Volumen-HRCT's bei der Erstbegutachtung, die pathologischen Kriterien einer Silikose sowie die an die neuen Sollwerte der Spirometrie-Leitlinie 2015 angepasste MdE-Tabelle stellen die wesentlichsten Änderungen dar.

    An der aktuellen Überarbeitung der S3- Leitlinie „Lungenkarzinom” wirkt unsere Sektion mit. Für das Entstehen eines Lungenkarzinoms spielen nach dem Tabakkonsum auch berufsbedingte Expositionen, wie z. B. gegenüber Asbestfasern, ionisierenden Strahlen, Quarzstaub, Dichlordimethylether, Chromaten, sowie polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen eine Rolle. Der Anteil beruflicher Einflüsse am Lungenkrebsgeschehen liegt bei 10–20 %.

    Das Programm der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) „Früherkennung asbestverursachter Erkrankungen“ zur Verbesserung der Diagnostik von Lungenkarzinomen im Frühstadium wurde von mehreren Mitgliedern der Sektion geleitet und mitgestaltet. Die 2014 begonnene Pilotphase in Hamburg wurde 2015 fortgeführt.

    Da uns die Prävention sehr wichtig ist, wurde unter Federführung der Sektion das Positionspapier zur elektronischen Zigarette (E-Zigarette) der DGP 2015 veröffentlicht (Pneumologie 2015; 69: 131–134). Mitglieder der Sektion gestalteten als Editor, Erst- und Ko-Autoren das Themenheft zu pulmonalen Berufskrankheiten in der Zeitschrift „Der Pneumologe“ 4/2015 mit Beiträgen zu „Arbeitsbedingte Lungenerkrankungen“, „Wann soll der Pneumologe an ein Berufsasthma denken?“, „Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung als Berufskrankheit“, „Lungenkrebs durch Arbeitseinflüsse (außer Asbest)“.

    Die Planung und Durchführung des wissenschaftlichen Programms der Jahrestagung der DGP im März 2016 in Leipzig stellten wiederum einen Schwerpunkt der Sektion dar.

    Das „Berufskrankheiten-Forum” hat seine sehr erfolgreiche Tradition fortgesetzt. Im Fokus standen in diesem Jahr aktuelle Informationen zur Primär- und Sekundärprävention berufsbedingter Atemwegserkrankungen. Das in Planung befindliche „Arztverfahren Atemwege und Lunge zur Verbesserung der Früherkennung, Vorsorge und Versorgung von beruflich bedingten Atemwegserkrankungen” wurde aus Sicht der gesetzlichen Unfallversicherung und aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin vorgestellt und diskutiert. Mehrere Mitglieder der Sektion sind an der Konzeptionierung der Pilotphase beteiligt. Die Darstellung der neuesten Erkenntnisse über berufliche Auslöser einer COPD rundete das BK-Forum ab.

    Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das erstmals angebotene klinische Symposium über kontroverse Gutachtenfälle aus der Arbeitsmedizin einschließlich TED-Abfrage. Die sehr hohe Teilnehmerzahl am Samstagvormittag bestätigte dies eindrucksvoll. Als Gastredner konnten wir Bernd Mutschler, Richter am Bundessozialgericht Kassel, gewinnen. Er führte in die Kausalität des Berufskrankheitenrechts ein und berichtete über aktuelle Urteile des Bundessozialgerichts. Anschließend stellten 4 Referenten interessante Fälle aus der Begutachtung vor, die medizinisch und höchstrichterlich diskutiert wurden.

    Im Rahmen des Symposiums „Neue Spirometrieleitlinien in der Praxis“ in Zusammenarbeit mit den Sektionen „Klinische Pneumologie“ und „Pathophysiologie und Aerosolmedizin“ wurde über die neue Spirometrie- Leitlinie 2015 und deren praktische Umsetzung im Alltag und in der Begutachtung bei Pneumologen und Arbeitsmedizinern unter verschiedenen Aspekten berichtet und sehr spannend diskutiert. Das Symposium „Lungenerkrankungen bei Schweißern“ gab einen sehr guten Überblick über Expositionen, Frühdiagnostik, Krankheitsbilder und Berufskrankheiten bei Schweißern. Das Interesse an diesem Thema zeigte die sehr hohe Teilnehmerzahl. Unsere Sektion war auch am Symposium „Nationale COPD-Kohorte COSYCONET“ beteiligt. Sehr erfreulich war die Sitzung freie Vorträge mit spannenden wissenschaftlichen Vorträgen über verschiedenste Themen bei berufs- und umweltbedingten Lungenerkrankungen. Bei der Postersession wurden sehr gute Poster zu diesen Themen vorgestellt und diskutiert.

    Dieses Jahr hat unsere Sektion erstmals einen Postgraduiertenkurs zum „Einstieg in die Begutachtung“ für Pneumologen, Arbeitsmediziner und Ärzte in der Weiterbildung ohne Vorkenntnisse in der Begutachtung angeboten, der regen Anklang fand.

    Es zeigte sich wiederum ein hohes Interesse an den seit Jahren etablierten Postgraduiertenkursen in Zusammenarbeit mit der Deutschen Röntgengesellschaft AG DRauE: „Meet the Experts, seltene thorakale Berufserkrankungen mit Problemkasuistiken“ mit besonderen Fallbeispielen in der Begutachtung und Diskussion zwischen Arbeitsmedizinern, Pneumologen und Radiologen sowie „Grundlagen der Bildgebung pulmonaler Berufserkrankungen“. Das Frühseminar zum Thema „Thoraxübersicht: Welche Linien und Konturen sind normal?“ war erneut gut besucht.

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    (© Daniela Sandrock)

    Satzungsgemäß wurden Neuwahlen notwendig. Als Vorsitzende der Sektion wurde Dr. Nicola Kotschy-Lang, Berufsgenossenschaftliche Klinik für Berufskrankheiten Falkenstein einstimmig für eine zweite Amtsperiode bestätigt. Die bisherige Stellvertreterin PD Dr. Astrid R. R. Heutelbeck, Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin Göttingen, stellte sich aus beruflichen Gründen nicht mehr zur Wahl. Für ihre tatkräftige Mitarbeit in der Sektion bedanken wir uns sehr herzlich. Als Stellvertreterin wurde Dr. Cordula Bittner, Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (ZfAM) Hamburg, gewählt. Wir danken ihr für das Engagement.

    Dr. Nikola Kotschy-Lang, Falkenstein, und PD Dr. Astrid Heutelbeck, Göttingen


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    (© Daniela Sandrock)