Pneumologie 2016; 70(04): 229-230
DOI: 10.1055/s-0042-106065
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sektion 8 – Schlafmedizin

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Publication Date:
11 April 2016 (online)

 

Die besondere Bedeutung der obstruktiven Schlafapnoe (OSA) als relevante Erkrankung mit großer Bedeutung für betroffene Patienten sowohl in Bezug auf die Lebensqualität, die Lebenserwartung, aber auch als Risikofaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wird immer deutlicher. Aufgrund der Adipositas- Epidemie nimmt die Häufigkeit der Erkrankung weiter zu. Die wichtigste Therapieoption stellt weiterhin die CPAP-Therapie (Continuous Positive Airway Pressure) dar. Entscheidend für die konsequente Nutzung und damit für eine wirksame Therapie ist dabei die Patientenbetreuung gerade zu Beginn, aber auch im Verlauf der Therapie.

Um die zunehmenden Kosten für Heilund Hilfsmittel zu begrenzen, erfolgen Ausschreibungen der Hilfsmittel mit erheblicher Reduktion der Kosten. Hieraus resultiert eine große Sorge der Schlafmediziner: Möglicherweise sind die Ausschreibungen mehr an der Kostenreduktion als einer guten Patientenbetreuung ausgerichtet. Eine Verschlechterung der Betreuung wird aber zwangsläufig eine Reduktion der Nutzungszeiten nach sich ziehen.

Im letzten Jahr sind wichtige wissenschaftliche Arbeiten zur Pathophysiologie der obstruktiven Schlafapnoe erschienen. Es lassen sich verschiedene Störungsmuster abgrenzen, neben der Bedeutung von Pcrit, scheint die Schwelle für Arousals als auch der Loop Gain der Atmungssteuerung von hoher Bedeutung zu sein. Diese Konzepte wurden in Symposien sowohl auf dem DGP-Kongress in Leipzig als auch im Rahmen der SNAK-Tagung erörtert.

Neben der CPAP-Therapie konnte auch der Nutzen der Unterkieferprotrusions-Schienen belegt werden. Eine Überarbeitung der Leitlinie ist in Vorbereitung. In dieser wird auch der Stellenwert der chirurgischen Therapieverfahren und der Hypoglossus- Schrittmacher neu bewertet werden. Besonders erwähnt werden muss die europäische Richtlinie zur Fahrtauglichkeit, die nun zum 31. Dezember 2015 in nationales deutsches Recht übernommen wurde, in der klare Vorgaben bei mittelschwerer bis schwerer Schlafapnoe und der Befähigung zum Führen eines Kraftfahrzeuges benannt wurden.

Zentrale Schlafapnoe und Herzinsuffizienz

Im Laufe des Jahres wurden die Ergebnisse der SERVE-HF-Studie bekannt. Die überwiegende Anzahl der Patienten war in Deutschland behandelt worden. Eingeschlossen waren Patienten mit überwiegend zentraler Schlafapnoe (> 50 %) und einer symptomatischen systolischen Herzinsuffizienz (Ejektionsfraktion [EF] < 45 %). In der Patientengruppe, die mit der adaptiven Servoventilation (ASV) behandelt worden war, fand sich eine erhebliche Übersterblichkeit mit einem erhöhten Risiko von etwa 30 % im Vergleich zur Kontrollgruppe. Die Ergebnisse der Studien wurden auf verschiedenen Ebenen intensiv diskutiert und eine gemeinsame Stellungnahme mit der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung (DGSM) erstellt.

Nach dem jetzigen Kenntnisstand sollte die betroffene Patientengruppe nicht mit ASV behandelt werden. Eine Neueinstellung soll unterbleiben, Patienten unter Therapie müssen individuell beraten werden und in jedem Einzelfall ist eine Entscheidung unter Würdigung der SERVE-HF-Ergebnisse zu treffen. Eine evaluierte Therapiealter- native besteht nicht. Allerdings ist eine konsequente Differenzialdiagnose von nächtlichen schlafbezogenen Atmungsstörungen zwingend erforderlich, da diese Ergebnisse sich ausschließlich auf die zentrale Schlafapnoe beziehen. Patienten mit symptomatischer obstruktiver Schlafapnoe sollten unbedingt weiterhin mit CPAP behandelt werden.

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Ein beliebter Treffpunkt im Zentrum der Stuttgarter Innenstadt: Der Schlossplatz. (© Tomyle.de/www.Fotolia.com)

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Nächtliche Hypoventilation für die Bedeutung der COPD

Die Bedeutung der alveolären Hypoventilation und der nächtlichen nichtinvasiven Beatmung im häuslichen Umfeld haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dabei ist eine wirksame Absenkung des PCO2 von entscheidender Bedeutung. Diese Problemfelder wurden in interessanten Symposien sowohl auf der SNAK-Tagung als auch auf dem DGP-Kongress intensiv diskutiert.


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SNAK-Tagung Regensburg

Prof. Michael Arzt konnte mit seinem Team am 22. und 23. Januar 2016 mehr als 50 Teilnehmer in Regensburg begrüßen. Die Tagung war exzellent vorbereitet. Gemeinsam mit der DGSM und der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herzund Kreislauf-Forschung (DGK) wurde insbesondere die Frage von Herzinsuffizienz und Schlafapnoe intensiv diskutiert.

Aber auch Fragen der nicht-invasiven Beatmung (Noninvasive Ventilation, NIV) und des OSA wurden bearbeitet. Als Neuerung im Vergleich zu den vorherigen Tagungen wurde jedes Problemfeld durch ein Impulsreferat eingeleitet.


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SNAK-Tagung 2017 Berlin

Die Tagung wird am 27. und 28. Januar 2017 durch die Professoren Ingo Fietze und Thomas Penzel ausgerichtet.


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Sektionssprecher

Turnusmäßig erfolgte die Neuwahl des Sektionssprechers bzw. dessen Stellvertreters. PD Dr. Georg Nilius (Sprecher) und Prof. Kurt Rasche (Stellvertreter) wurden ohne Gegenstimmen bei 2 Enthaltungen wiedergewählt.


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Artikelserie in der Pneumologie

Geplant ist eine Serie von Artikel in der Pneumologie – Zeitschrift für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Folgende Artikel werden vorbereitet:

  • Schlafapnoe auf der Intensivstation (Steiner)

  • Schlafapnoe bei Frauen (Orth, Woehrle, Rasche)

  • Schlafapnoe in der Kardiologie einschließlich ASV (Randerath)

  • Schlafapnoe in der Anästhesie

  • Schlafapnoe in der Schwangerschaft (Orth, Rasche)

  • Schlaf in der Höhe (Woehrle)

  • Telemedizin in der Schlafmedizin (Fietze)

  • Verkehrsmedizin (Orth, Rasche)

PD Dr. Georg Nilius, Hagen und Prof. Kurt Rasche, Wuppertal


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Ein beliebter Treffpunkt im Zentrum der Stuttgarter Innenstadt: Der Schlossplatz. (© Tomyle.de/www.Fotolia.com)