Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(11/12): 664-669
DOI: 10.1055/s-0042-106135
Fachwissen
Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Intensivtransport - Grundlagen und Voraussetzungen

Transfer of critically ill patients between hospitals – fundamentals and requirements
Gregor Lichy
1   Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie, Klinikum Ludwigsburg
,
Jörg Braun
2   DRF Stiftung Luftrettung, gemeinnützige AG, Filderstadt
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Publication Date:
24 November 2016 (online)

Zusammenfassung

Bedingt durch die zunehmend veränderte Kliniklandschaft, die zu einer Reduktion der klinischen Einrichtungen v.a. in ländlichen Regionen und damit neben eingeschränkter Versorgungsoptionen in der Peripherie auch zu einer zentralisierten klinischen Versorgung führt, kommt dem Interhospitaltransfer eine immer grösser werdende Bedeutung zu. Spezialisierte Zentren haben durch diese Zentralisierung der klinischen Versorgung immer größere Einzugsgebiete. Dabei nehmen nicht nur die Anzahl der Transporte, sondern auch die Transportstrecken in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Man unterscheidet zentripetale Transporte in die Zentren der Maximal- und Schwerpunktversorgung von zentrifugalen Transporten zurück in periphere Kliniken, Weaningeinrichtungen oder (Früh-) Rehabilitationseinrichtungen. Insbesondere bei Letzteren ist die Anzahl der noch unter intensivmedizinischen Bedingungen zu transportierenden Patienten deutlich angestiegen.

Abstract

Due to the increasingly changed clinical landscape, which leads to a reduction of clinical facilities in rural regions. This also leads to a centralized clinical care, in addition to limited care options in the periphery. Therefore the interhospital transfer is becoming increasingly important. Specialized centers have become more and more important through this centralization of clinical care. Not only the number of transports, but also the transport distances have steadily increased in recent years. It is necessary to differentiate centripetal transports into the centers of the maximum and centrifugal transports back to peripheral clinics, weaning devices or rehabilitation facilities. Especially in the case of the latter, the number of patients still to be transported under intensive medical conditions has clearly increased.

Kernaussagen

  • Der Intensivtransport nimmt in Deutschland eine zunehmend wichtige Rolle ein.

  • Die Anforderungen an den Intensivtransport werden mit zunehmendem Einsatz von medizinischem Spezialgerät immer komplexer.

  • Um eine patientengerechte Disposition zu gewährleisten, ist eine zentrale Koordination der Intensivtransporte erforderlich.

  • Die Entscheidung zum Einsatz eines Intensivtransportwagens oder -hubschraubers unterliegt mehreren Faktoren, wobei die Tranportzeit eine wesentliche Rolle spielt.

  • Zur sicheren Durchführung von Intensivtransporten ist der Einsatz von qualifiziertem, intensivmedizinisch erfahrenem Personal zwingend erforderlich.

  • Die medizintechnische Ausstattung der Intensivtransportmittel geht weit über die Standardausrüstung der regulären Fahrzeuge des Rettungsdienstes hinaus.

  • Wichtigstes Ziel ist, dass zu keinem Zeitpunkt des Intensivtransports eine Therapie- oder Überwachungslücke entsteht.

  • Bei entsprechenden Standards können Spezialtransporte (z. B. mit ECMO) sicher durchgeführt werden.

  • Eine gute Kommunikationsstruktur im Team, aber auch mit dem „Abgebenden“ und „Aufnehmenden“ (Arzt-Arzt-Gespräch) ist essenziell.

  • Es gilt: „safe for fast“!

 
  • Literaturverzeichnis

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