Der Klinikarzt 2016; 45(04): 220
DOI: 10.1055/s-0042-106226
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prostata-, Leberzell- und Kolorektalkarzinom – Neue Onkologika bewähren sich im klinischen Behandlungsalltag

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 April 2016 (online)

 
 

    Wie wirksam und sicher sind neue Krebsmedikamente im klinischen Alltag? Diese Frage wurde am Beispiel von 3 zugelassenen Präparaten auf einer Veranstaltung im Rahmen des 32. Deutschen Krebskongresses von Experten diskutiert.

    Seit 2013 ist Radium-223-dichlorid (Xofigo®) eine neue Behandlungsoption bei kastrationsresistentem Prostatakarzinom mit symptomatischen Knochenmetastasen.

    Der α-Strahler reichert sich wie Kalzium in den Stoffwechsel-aktiven Regionen des Knochens an – dort, wo die Krebszellen sitzen. Ähnlich wie in der zulassungsrelevanten Studie ALSYMPCA wurde mit dem Radiotherapeutikum plus Standardtherapie in der Phase-IIIb-Studie (NCT01618370) ein medianes Gesamtüberleben von 16 Monaten erreicht. Dabei überlebten die Patienten länger, wenn sie gleichzeitig antiandrogene Substanzen einnahmen. Zudem traten unerwünschte Therapie-assoziierte Ereignisse von Grad 3 oder 4 nicht häufiger auf als in der ALSYMPCA-Studie (Anämie 11 %, Knochenschmerz 4 %).

    Sorafenib (Nexavar®) ist seit 2007 zur Behandlung des fortgeschrittenen Leberzellkarzinoms zugelassen. Die S3-Leitlinien empfehlen den Multi-Kinase-Inhibitor im BCLC (Barcelona-Clinic-Liver-Cancer)-Stadium C. In der Beobachtungsstudie INSIGHT betrug das mediane Gesamtüberleben von Patienten in diesem Stadium, die Sorafenib erhielten, 13,6 Monate – in der Phase-III-Studie SHARP lag es bei 10,7. Wie Prof. Tom Ganten, Bruchsal, anhand der Studiendaten zeigte, können unter diesen Patienten auch solche mit einer frühen Child-B-Leberzirrhose von Sorafenib profitieren. Therapiebezogene Nebenwirkungen, darunter Diarrhöen (34 %), Hand-Fuß-Syndrome (17 %), Übelkeit und Fatigue (je 8 %), waren bei 10 % der Patienten schwerwiegend.

    Für die Therapie des metastasierten kolorektalen Karzinoms ab der dritten Linie wurde 2013 Regorafenib (Stivarga®) zugelassen. Auch im Falle dieses Multi-Kinase-Inhibitors wurden die Ergebnisse der Phase-III-Studien bestätigt. In der prospektiven Phase-IIIb-Studie CONSIGN war Regorafenib mit einem medianen progressionsfreien Überleben (PFS) von 2,7 Monaten ähnlich wirksam wie das Kombinationspräparat TAS-102 (Trifluridin + Tipiracil, PFS = 2,0 Monate), bei dem vor allem hämatologische Toxizitäten beobachtet wurden. Da unter Regorafenib schwerwiegende Nebenwirkungen wie Hypertonie (7 %), Hand-Fuß-Syndrome (17 %) und Fatigue (< 10 %) auftreten können, empfiehlt es Prof. Arndt Vogel, Hannover, für Patienten in gutem Allgemeinzustand, TAS-102 dagegen für spätere Zeitpunkte.

    Dr. rer. nat. Anna-Lena Krause, Stuttgart

    Quelle: Presseabend zum Deutschen Krebskongress „Praxiserfahrungen: Onkologiepräparate von Bayer im klinischen Behandlungsalltag“ am 23. Februar 2016 in Berlin. Veranstalter: Bayer Vital.


    #