Bei exazerbierter COPD mit verlängerter Symptomdauer
oder deutlich verzögerter Erholung in der Spirometrie
muss von einer prinzipiell erhöhten Exazerbationsfrequenz
ausgegangen werden. Dies gilt besonders, wenn eine virale
Genese der initialen Verschlechterung wahrscheinlich ist,
wie G. C. Donaldson et al. anhand einer prospektiven Studie
aus England gezeigt haben.
Am J Respir Crit Care Med 2015; 192: 943–950
Bisher ist unklar, welche Aussagen die
Dauer einer COPD-Exazerbation über den
weiteren langfristigen Verlauf der Erkrankung
zulässt. Verlängerte Exazerbationsphasen,
eventuell auch nur spirometrisch
nachweisbar, könnten eine zukünftig gesteigerte
Exazerbationsgefahr indizieren.
Dies wäre von hoher klinischer Relevanz,
da dann ein erhöhter Überwachungsbedarf
besteht. Es wird außerdem vermutet,
dass das zukünftige Risiko einer Exazerbation
erhöht ist, wenn sich der Patient als
anfällig für Virusinfekte erweist.
Aussagen zur Prognose
Die Autoren nutzten für ihre Analyse die
Daten einer Londoner COPD-Kohorte. Diese
enthält die klinischen und spirometrischen
Angaben von 384 COPD-Patienten
nach einer akuten Exazerbation über den
Zeitraum von 1995 bis 2013. Die Betroffenen
führten ein Symptomtagebuch. Eine
Heimspirometrie ermöglichte die tägliche
Erfassung des Peak Expiratory Flow (PEF)-Werts. Die Forscher wollten klären, ob
eine verlängerte Symptomdauer bzw. die
Normalisierungszeit des PEFs Aussagen
zur Prognose zulassen. Eine Virusgenese
der initialen Verschlechterung verifizierten
die Autoren anhand typischer klinischer
Symptome. Auch die Auswirkung
der Erkrankung auf die Lebensqualität der
Betroffenen, gemessen mit dem St. George
Respiratory Questionnaire (SGRQ) war
Teil des Monitorings.
Insgesamt kam es bei 351 Patienten zu
3498 Exazerbationsepisoden. Im Mittel
waren die Betroffenen nach 14,7 Tagen
klinisch wieder symptomfrei. Verlängerte Exazerbationsphasen stellten einen statistisch
signifikanten Indikator für eine
verkürzte exazerbationsfreie Folgezeit
dar (Hazard Ratio: 1,004; p = 0,013). Bei
257 Exazerbationen (7,3 %) normalisierten
sich die PEF-Werte trotz Abklingen der
Symptome erst im Langzeitverlauf (> 99
Tage). Bei diesen Patienten reduzierte sich
die FEV1 jährlich um -33,6 ml (typische
COPD-Rate: -22,8 ml/Jahr). Die Konstellation
war mit vermehrten virustypischen
Symptomen assoziiert. Die verminderte
Lebensqualität (SGRQ-Score) korrelierte
mit der Zeitdauer der Exazerbation (0,2
Scoreeinheiten pro Tag; p = 0,040).
Nach Angaben der Autoren sind COPDPatienten
mit verlängerter Exazerbationssymptomatik
risikoexponiert. Ihnen
droht nicht nur ein schneller Rückfall,
sie zeichnen sich auch durch eine erheblich
verlängerte Kompromittierung ihrer
respiratorischen Funktion aus, die
ohne klinisches Korrelat fortbesteht. Als
Konsequenz hieraus empfehlen die Autoren
ein regelmäßiges engmaschiges
PEF-Screening, besonders nach offenbar
virusgetriggerten Exazerbationen.