Pneumologie 2016; 70(05): 298
DOI: 10.1055/s-0042-106491
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD – Ist die Exazerbationsdauer ein Risikoparameter für Folgekomplikationen?

Contributor(s):
Horst Gross
Donaldson GC et al.
Am J Respir Crit Care Med 2015;
192: 943-950
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Publication History

Publication Date:
11 May 2016 (online)

 

Bei exazerbierter COPD mit verlängerter Symptomdauer oder deutlich verzögerter Erholung in der Spirometrie muss von einer prinzipiell erhöhten Exazerbationsfrequenz ausgegangen werden. Dies gilt besonders, wenn eine virale Genese der initialen Verschlechterung wahrscheinlich ist, wie G. C. Donaldson et al. anhand einer prospektiven Studie aus England gezeigt haben.
Am J Respir Crit Care Med 2015; 192: 943–950

Bisher ist unklar, welche Aussagen die Dauer einer COPD-Exazerbation über den weiteren langfristigen Verlauf der Erkrankung zulässt. Verlängerte Exazerbationsphasen, eventuell auch nur spirometrisch nachweisbar, könnten eine zukünftig gesteigerte Exazerbationsgefahr indizieren. Dies wäre von hoher klinischer Relevanz, da dann ein erhöhter Überwachungsbedarf besteht. Es wird außerdem vermutet, dass das zukünftige Risiko einer Exazerbation erhöht ist, wenn sich der Patient als anfällig für Virusinfekte erweist.

Aussagen zur Prognose

Die Autoren nutzten für ihre Analyse die Daten einer Londoner COPD-Kohorte. Diese enthält die klinischen und spirometrischen Angaben von 384 COPD-Patienten nach einer akuten Exazerbation über den Zeitraum von 1995 bis 2013. Die Betroffenen führten ein Symptomtagebuch. Eine Heimspirometrie ermöglichte die tägliche Erfassung des Peak Expiratory Flow (PEF)-Werts. Die Forscher wollten klären, ob eine verlängerte Symptomdauer bzw. die Normalisierungszeit des PEFs Aussagen zur Prognose zulassen. Eine Virusgenese der initialen Verschlechterung verifizierten die Autoren anhand typischer klinischer Symptome. Auch die Auswirkung der Erkrankung auf die Lebensqualität der Betroffenen, gemessen mit dem St. George Respiratory Questionnaire (SGRQ) war Teil des Monitorings.

Insgesamt kam es bei 351 Patienten zu 3498 Exazerbationsepisoden. Im Mittel waren die Betroffenen nach 14,7 Tagen klinisch wieder symptomfrei. Verlängerte Exazerbationsphasen stellten einen statistisch signifikanten Indikator für eine verkürzte exazerbationsfreie Folgezeit dar (Hazard Ratio: 1,004; p = 0,013). Bei 257 Exazerbationen (7,3 %) normalisierten sich die PEF-Werte trotz Abklingen der Symptome erst im Langzeitverlauf (> 99 Tage). Bei diesen Patienten reduzierte sich die FEV1 jährlich um -33,6 ml (typische COPD-Rate: -22,8 ml/Jahr). Die Konstellation war mit vermehrten virustypischen Symptomen assoziiert. Die verminderte Lebensqualität (SGRQ-Score) korrelierte mit der Zeitdauer der Exazerbation (0,2 Scoreeinheiten pro Tag; p = 0,040).

Fazit

Nach Angaben der Autoren sind COPDPatienten mit verlängerter Exazerbationssymptomatik risikoexponiert. Ihnen droht nicht nur ein schneller Rückfall, sie zeichnen sich auch durch eine erheblich verlängerte Kompromittierung ihrer respiratorischen Funktion aus, die ohne klinisches Korrelat fortbesteht. Als Konsequenz hieraus empfehlen die Autoren ein regelmäßiges engmaschiges PEF-Screening, besonders nach offenbar virusgetriggerten Exazerbationen.


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