Prof. Dr. Edmund A. M. Neugebauer Vorsitzender des DNVF e. V.
Dr. Gisela Nellessen-Martens Geschäftsführerin des DNVF e. V.
Am 7. Juni feiert das Deutsche Netzwerk Versorgungsforschung e. V. (DNVF) im Langenbeck-Virchow-Haus
in Berlin sein 10-jähriges Jubiläum (s. S. 282). Als sich das Netzwerk als gemeinnütziger
Verein im Mai 2006 aus der ständigen Kongresskommission des Deutschen Kongresses für
Versorgungsforschung gründete, war den beteiligten Pionieren aus einzelnen Fachgesellschaften
die Bedeutung der Versorgungsforschung, aber auch die bis dato geringe wissenschaftliche
und gesellschaftspolitische Wertschätzung der Versorgungsforschung in Deutschland,
bewusst. Lange Zeit hat die Versorgungsforschung in Deutschland, im Gegensatz zu anderen
Ländern wie USA, England und Niederlanden ein Schattendasein geführt. Die Sinnhaftigkeit
wurde nicht gesehen, Forschungsmittel standen kaum zur Verfügung, die Bundesärztekammer
(BÄK) hat erste Mittel zur Verfügung gestellt und sich als Geburtshelfer gezeigt,
bis dann endlich das BMBF eher zögerlich ein Aktionsfeld Versorgungsforschung eingerichtet
hat. Die ersten Fördermaßnahmen wurden oft in Partnerschaft mit Kostenträgern im Gesundheitswesen
durchgeführt, weil man sich dadurch eine raschere Umsetzung der Ergebnisse in den
Versorgungsalltag erhoffte. Inzwischen fördert das BMBF die Etablierung von Strukturen
für die Koordination der Versorgungsforschung und für eine Erschließung der Forschungspotenziale
an den jeweiligen Standorten. Mit Freude nehmen wir als Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung
(DNVF) e. V. zur Kenntnis, dass die DFG mit Ihrer Nachwuchsakademie, das BMBF und
einzelne Länder wie z. B. Baden-Württemberg, die Förderung des wissenschaftlichen
Nachwuchses zum Ziel haben.
Aktuell erfährt die Versorgungsforschung in Deutschland noch einmal einen starken
Aufschwung. Dazu trägt wesentlich der im GKV-Versorgungsstärkungsgesetz installierte
Innovationsfonds bei, der mit 300 Millionen Euro pro Jahr für die nächsten 4 Jahre
die Versorgungsforschung und die Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitssystems
stark beflügeln kann. Er soll insbesondere innovative, sektorenübergreifende Projekte
erproben, die dann in die Regelversorgung übergehen. Das DNVF hat sich hier im gesamten
Gesetzesverfahren durch Stellungnahmen und Anhörungen eingebracht und Vorschläge für
Verbesserungen des Gesetzes gemacht, die auch in für uns wichtigen Teilen umgesetzt
wurden.
„Lobbyarbeit für Versorgungsforschung“, eine Aufgabe, welche die Agenda des DNVF in
den ersten Jahren dominierte, erscheint 10 Jahre nach Vereinsgründung im bisherigen
Sinne nicht mehr notwendig zu sein. Aus Sicht des DNVF gilt es heute die Lobbyarbeit
für gute Versorgungsforschung zu verstärken. Von Beginn an war es eine zentrale Aufgabe des
DNVF, den Diskurs der verschiedenen Fachgesellschaften zu den Methoden in der Versorgungsforschung
und die Definition von Mindeststandards zu moderieren. Unsere Methodenmemoranden und
Diskussionspapiere haben wir in unserem Publikationsorgan, dem Gesundheitswesen jeweils
publiziert.
Neben der Frage der methodischen Angemessenheit ist die theoretische Fundierung in
der Versorgungsforschung ein weiteres zentrales Qualitätskriterium guter Forschung.
Wir freuen uns daher in dieser Ausgabe das Memorandum IV „Theorien in der Versorgungsforschung“,
das in der Arbeitsgruppe unter Leitung von Herrn Dr. Baumann entstanden ist, publizieren
zu können. Wir danken an dieser Stelle herzlich den Autoren, AG-Mitgliedern und den
DNVF-Mitgliedern, die sich aktiv in den Diskussions- und Entwicklungsprozess eingebracht
haben. Ebenso gilt unser Dank dem Verlag und den Schriftleitern, allen voran Prof.
Wildner, die uns diese Zeitschrift seit 2009 als Publikationsorgan zur Verfügung stellen.
Das Ziel, der Versorgungsforschung in Deutschland die notwendige wissenschaftliche
und gesellschaftspolitische Anerkennung zu verschaffen, haben wir erreicht. Aber neue
Aufgaben und Herausforderungen an die Versorgungsforschung 2020 warten. Wir freuen
uns diese gemeinsam mit Vertretern aus Wissenschaftler, der Versorgungspraxis, der
Gesundheitspolitik und Patientenvertretern am 7. Juni gemeinsam in Berlin diskutieren
zu können. Und laden hierzu alle interessierten ein.