Diabetes aktuell 2016; 14(03): 145
DOI: 10.1055/s-0042-108771
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Abnehmen kann nur, wer satt und zufrieden ist

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Publication Date:
02 June 2016 (online)

 

    Von 4575 Menschen mit Typ-2-Diabetes zeigen 95 % abdominelle Adipositas. Die Phase ‚gestörte Glukosetoleranz’ findet etwa 4–7 Jahre vor Diagnose des Typ-2-Diabetes statt. Dann ist die Betazell-Funktion um 50 % reduziert. Nach Diagnose sinkt sie weiter um 6 % pro Jahr.

    Ist Diabetes „frisch diagnostiziert“, ist Remission zu 12 % umsetzbar. Würde man schon den Prädiabetes „therapieren“, stiegen die Heilungsraten erneut. Nach Dr. med. Mattias Riedl, Hamburg, bietet allein der AXA-Versicherungskonzern DMP’s dafür.

    Eine kurze Krankheitsdauer und mögliche Senkung des BMI sind Erfolgsfaktoren für die Remission, genauso wie höheres Alter. Der ideale BMI beträgt 22,5–25 kg/m2. Zum einen ist Übergewicht der größte Killer (pro 5 kg/m2 Steigerung steigt die Gesamt-Sterblichkeit um ca. 30 %), zum anderen gelten ca. 25 % der Adipösen als sog. „happy obese“, da sie nicht zu Stoffwechselerkrankungen neigen.

    Riedl benötigt eine stadiengerechte Therapie, weg vom BMI-Denken hin zum kanadischen Edmonton Obesity Staging System (EOSS, Sharma AM & Kushner RF, Int J Obes 2009). Zunächst fragt man: Bereitet Ihnen Ihr Gewicht Sorge? Sagt der Patient „Nein“, ist das Thema beendet. Sagt er „Ja“ erkundet man seine Motivation per Skala.

    Realistisches Ziel ist die Abnahme von 0,5–1 kg pro Woche. Das Vorsetzen von Regeln einer Diät bringt nichts. Besser ist es, sich anzuhören, welche Ernährungsgewohnheiten der Patient hat und dann „schlechte“ herauszupicken und möglichst vergessen zu machen. Ist ein Patient nicht bereit, eine Gewohnheit zu ändern, lässt man sie so und kümmert sich um die nächste „schlechte“ und das funktioniert nur in Einzeltherapie.

    Abnehmen kann nur, wer satt und zufrieden ist. Am wenigsten zufrieden macht eiweißarme Kost + hoher glykämischer Index (Abbruchrate 37 %). Am zufriedensten macht eiweißreiche Kost + niedriger glykämischer Index (Abbruchrate 27 %).

    Eva L., 56 Jahre, HbA1c 8,5 %, hat einen BMI von 37. Sie erhielt ein Inkretinmimetikum + Metformin + Detemir als BOT (120 Einheiten). Der Diabetologe entfernt das Inkretinmimetikum und ergänzt ein Bolusinsulin und darunter nahm sie 20 kg zu. Riedl setzte das Bolusinsulin ab, glich die erhöhten Tageswerte mit dem länger wirksamen Insulin (Abasarglar®) aus und setzte das Inkretinmimetikum wieder ein. Ihr Ergebnis: Gewichtsreduktion um 18 kg in 6 Monaten, Dosisreduktion des Basalinsulins um 30 % und die Patientin fühlt sich aktiver.

    Nana Mosler, Leipzig

    Quelle: Workshop „Paradigmenwechsel beim Insulinstart: Ernährungsmanagement bremst Gewichtszunahme“ anlässlich des Diabetes Kongress, am 5. Mai 2016 in Berlin. Veranstalter: Lilly Deutschland GmbH, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG


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